Kaum jemand mochte das Tenue A. In der RS haben wir ständig überlegt, wie wir darum herumkommen könnten. Es «zufällig» so einsauen, dass es wochenlang in der Reinigung bleibt? Den Veston «aus Versehen» zerreissen, damit er von der LBA repariert werden muss? Oder sich plötzlich eine «Polyesterallergie» einbilden?

Zugegeben, das war kindisch. Es ist doch nur ein Anzug.

Aber genau das zeigt, wie verhasst das Tenue A war. Wir haben es nicht mit Stolz getragen, sondern oft sogar mit ein bisschen Scham. Und dabei ging es nicht nur um das Aussehen, welches – besonders verglichen mit unseren internationalen Kameraden – wohl eher an einen Schaffner aus dem letzten Jahrhundert oder Pöstler auf Abwegen erinnert und bei den meisten Kameraden herabhing wie ein Sack, weil es eben nicht massgeschneidert war, nein, es war vor allem die Bequemlichkeit des Tenues, die zu wünschen übrigliess.

Der Stoff kratzte, das Hemd war nach wenigen Minuten durchgeschwitzt, was dazu führte, dass der Polyesterstoff grausam stank, und im Winter war es eisig kalt.

Kein Wunder also, dass die Nachricht über die Abschaffung des Tenue A vielerorts Jubel auslöste. Nur einige wenige trauerten ihm nach. Das Tenue B – die Camouflage-Uniform, die auch als Arbeitsuniform dient – war weitaus beliebter. Einige meldeten sich sogar extra zum Schiessen am Wochenende an, nur um die Waffe mit nach Hause nehmen und somit im bequemeren Tenue B abreisen zu können. Schliesslich hat es genügend Taschen für alles Mögliche, kann flexibel mit T-Shirt oder Thermo getragen werden und ist schnell an- und ausgezogen.

Ich hätte auch schon Vorschläge, wohin die gesparten 55 Millionen Franken bis 2035 fliessen könnten: Investiert in Dinge, die wirklich gebraucht werden – zum Beispiel in genügend Ausrüstung für jedes Bataillon, damit wir nicht von WK zu WK rotieren müssen. Das ist der wahre Skandal.

Für Funktionen mit repräsentativem Charakter, wie die Militärmusik oder die Truppenköche, die regelmässig für Events aufgeboten werden, macht eine schicke Ausgangsuniform durchaus Sinn. Wobei «schick» in diesem Zusammenhang grosszügig ausgelegt werden muss. Sie wirkt halt einfach angezogener und adretter als der Kämpfer. Doch keinesfalls ist das Tenue A wichtig. Vielleicht, um mit den – oft mehr durch Zufall – erreichten Ribbons das Ego zur Schau zu stellen.

Ich hoffe doch sehr, dass die extra vom VBS ins Leben gerufene Ribbon-Arbeitsgruppe fleissig daran arbeitet, eine Alternative für diese Egoverlängerung zu finden, so brach für einige doch die Welt zusammen, weil sie nun nicht mehr nach Aussen zeigen können, wie gut sie doch schiessen können.

Ein Stück Tradition, das wegbricht? Keinesfalls. Die Ausgangsuniform 95 war nie mit der ehemaligen massgeschneiderten Offiziersuniform, die bis zur Armeereform 95 ausgegeben wurde, vergleichbar. Nein, wir haben das Tenue A nicht mit Stolz getragen. Für die meisten war das Tenue A eine Last. Und dass sie nun nicht nur modisch, sondern auch ganz offiziell Geschichte ist, ist vor allem eines: längst überfällig.

Cécile Klusák ist Unteroffizier und Co-Chefredaktorin der Armee-Zeitschrift Schweizer Soldat.