Als Wirtschaftsminister Robert Habeck seinen Posten antrat, wollte er vor allem als Deutschlands oberster Klimaschützer wirken.

Nach gut zwölf Monaten Amtszeit zeigt sich: Er verdient den Titel des Kohle-Ministers.

Im Jahr 2022 stieg der Anteil von Braun- und Steinkohle an der deutschen Stromerzeugung von 28,3 Prozent im Vorjahr auf 31,9 Prozent. Der oft genannte Grund – die Einsparung von Gas – macht nur einen Teil der Wahrheit aus.

Im dritten Quartal 22 verstromte Deutschland sogar mehr Gas als im Vorjahreszeitraum. Die Kohlemeiler laufen auch auf Volllast, um die Lücke zu stopfen, die die Stilllegung von drei Kernkraftwerken bis Ende 2021 gerissen hatte. Die letzten drei Kernmeiler sollen im April 2023 folgen.

Laut Habeck soll die Bundesrepublik mit ihrem 2,2-Prozent-Anteil am weltweiten CO2-Ausstoss zwar «Vorreiter» beim Klimaschutz spielen. Die grüne Ideologie des Atomausstiegs um buchstäblich jeden Preis scheint ihm allerdings noch dringlicher als die Weltrettung. Hier endet auch die grüne Europa-Begeisterung: Mit seiner Politik steht Deutschland gegen fast alle EU-Länder.

Immerhin, könnten Beobachter meinen, sagt Habeck zu A mittlerweile auch B: Er bekennt sich zur CO2-Speicherung unter der Erde, die von den Grünen lange verteufelt wurde.

Aber auch das ist eigentlich keine gute Nachricht. Denn sie bedeutet: die politisch-mediale Öffentlichkeit unterwirft sich weitgehend dem esoterisch-erratischen Urteil der Grünen, denen es beliebt, für Technologien den Daumen zu heben oder zu senken. Kohle ist demnach nur noch halbsündig.

Atomkraft bleibt verdammt – Klima hin oder her.