Antisemitische Einstellungen sind in Deutschland ein Randphänomen. Selbst unter oft als judenfeindlich kritisierten Muslimen und auch unter den immer als verdächtig geltenden AfD-Anhängern kommen sie selten vor. Das hat jetzt eine Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung ermittelt.
Ergebnis: Antisemiten sind eine klare Minderheit.
Allerdings gibt es sie. Eine erhöhte Judenfeindlichkeit stellt Studienautor Dominik Hirndorf unter Muslimen und unter Menschen fest, die einen niedrigen formalen Bildungsabschluss haben, sowie unter Migranten und – politisch gesehen – unter Anhängern links- und rechtsextremistischer Parteien sowie innerhalb der AfD-Anhängerschaft. Gemäß Hirndorfs Untersuchungen stimmen im Bevölkerungsschnitt 96 Prozent der Aussage nicht zu, dass Juden «hinterhältig» seien.
Unter Musliminnen und Muslimen liegt die Ablehnung bei 88 Prozent. Rund drei Viertel der Muslime verneinen die Aussage, dass reiche Juden «die eigentlichen Herrscher der Welt» seien. Der Bevölkerungsdurchschnitt liegt hier bei 94 Prozent. 7 Prozent der Muslime akzeptieren Gewalt gegen Juden, der Durchschnittswert in der Bevölkerung liegt hier bei 2 Prozent.
Konfrontiert wurden die Befragten mit bewusst harten Aussagen, um den «extremistischen Kern» der Bevölkerung zu messen. Gefragt wurde etwa nach der Zustimmung zu der Aussage «Juden müssen sich nicht wundern, wenn sie einen drauf bekommen».
Zustimmung wurde dabei als Akzeptanz antisemitischer Gewalt gewertet. 94 Prozent der AfD-Anhängerinnen und -Anhänger lehnen solche Aussagen klar ab. Und genauso wie unter den Muslimen halten drei Viertel aller Befragten Personen mit AfD-Präferenz auch nichts von der These, dass reiche Juden die Welt beherrschen.
Für die Studie wurden zwischen Ende 2021 und Frühjahr 2022 rund 5500 Menschen ab 16 Jahren in Deutschland befragt. In der Stichprobe sollten mindestens 500 Personen islamischen Glaubens enthalten sein.