An welche literarische Figur erinnert Karl Lauterbach? Die hagere Figur, das von Sorgen zerfurchte Gesicht, das erratische Handeln? Klar. Don Quichotte, der Ritter von der traurigen Gestalt. Ins Amt des Gesundheitsministers wurde er von der Bild-Zeitung gespült, die in ihm einen Covid-Erlöser vermutete. Der Kanzler sah in ihm keinen Minister. Einer der seltenen Fälle, in denen Olaf Scholz recht hatte.

Seitdem präsidiert Lauterbach über die Abwicklung des deutschen Gesundheitssystems. Klinikpleiten, Ärztemangel, Arzneischwund – vieles davon hat er über die Jahre als Gesundheitsexperte der SPD dem Land mit eingebrockt. Da kommt es nicht mehr drauf an, dass er nun den Kopf hinhalten muss für krasse Fehler, die er nicht unmittelbar verschuldet hat.

So verschwinden derzeit immer mehr Medizinprodukte aus Praxen und Spitälern. Von Spritzen und Skalpellen bis zu Ultraschall- und Röntgengeräten – mehr als eine halbe Million Produkte müssen neu überprüft und zertifiziert werden, weil die EU das will. Das Procedere ist so teuer, dass es sich oft nicht lohnt, für den EU-Markt zu produzieren, zumal, wenn es kleinere Patientengruppen betrifft. Zum Beispiel Herzschrittmacher für Kleinkinder.

Aus dem Hause Lauterbach ist dazu nichts zu hören. Kein Alarmruf, kein Vorstoss in Brüssel und schon gar kein nationaler Alleingang. Wer braucht schon Klemmen und Katheder, wenn es sowieso keine Ärzte, Klinikbetten und Medikamente gibt.

Nein, eigentlich ist Lauterbach kein Don Quichotte. Der Vergleich ist unfair gegenüber dem zupackenden, resoluten Ritter von La Mancha.