«Keine Lebensmittel ohne Landwirte.» So plakatieren die streikenden Bauern in Deutschland.

Am Tag zwei der Proteste hat sich das nicht bewahrheitet. Die Supermärkte sind voll, Hamsterkäufe, als gäbe es kein Morgen mehr, finden nicht statt.

Was stört, sind die Strassenblockaden, die manchen Lieferwagen verspätet ankommen lassen. Aber über leere Regale klagt bislang keiner.

Der Handelsverband Berlin-Brandenburg hatte am Montag davor öffentlichkeitswirksam gewarnt: Er rechne mit Einschränkungen für den Lebensmittelhandel, weil Lieferwagen ein zentrales Verteilerlager bei Berlin nicht anfahren konnten – aber 24 Stunden später wurde klar, dass auch diese angekündigte Katastrophe, auf die sich die Journalisten gestürzt hatten, nur eine behebbare Störung war.

Die Filialleiter der Supermärkte hatten vorgesorgt und sich bereits am Sonntag mit genügend Ware eingedeckt. Sie verfuhren wie immer, wenn beispielsweise aufgrund von Feiertagen mehrere Tage hintereinander kein Lieferverkehr funktioniert.

Der tiefere Grund für die weiter funktionierende Versorgung liegt allerdings im feinen Unterschied zwischen Protest und Streik. Tatsächlich protestieren die Bauern. Das heisst aber nicht, dass sie alle ihre Arbeit eingestellt haben und streiken. Als selbständige Unternehmer, die aus keiner Gewerkschafts-Streikkasse bezahlt werden, und als Produzenten, die auf schnell verderblicher Ware sitzen, können sie sich das gar nicht leisten.

«Arme Bauern, Glück fürs Land» könnte die Zustandsbeschreibung dafür lauten.