Was war das für ein Hosenschlottern und Zähneklappern, als sich im Oktober unter Federführung des russischen Machthabers Wladimir Putin die Anführer der sogenannten Brics-Staaten trafen und verabredeten, man wolle enger zusammenarbeiten, ein Gegengewicht zum von den USA dominierten Westen schaffen, und möglicherweise sogar ein vom Dollar unabhängiges Finanzsystem auf die Beine stellen!

Machten sich da womöglich welche auf, den USA und Europa auf Dauer das Wasser abzugraben? Die Berichterstattung schwankte jedenfalls zwischen Angst und Überheblichkeit gegenüber diesem neuen Machtblock in der Embryophase.

Der designierte US-Präsident Donald Trump belässt es nicht dabei. Er kündigt an, alle Staaten, die sich vom Dollar abwenden und etwas Eigenes schaffen wollen, mit 100 Prozent Zöllen zu belegen. Die Ankündigung ist Wirtschaftsimperialismus pur.

Allerdings steht dahinter ein Kalkül: Die Brics-Staaten und ihre Anhänger sind alles andere als homogen. Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika haben ganz unterschiedliche Interessen und Abhängigkeiten gegenüber den USA. Trump setzt mit seiner Drohung da an, wo er die empfindlichste Stelle der Brics-Staaten trifft: ihre Uneinigkeit. Russland und China verstehen diese Sprache.

Trump hat den Spiess umgedreht, und wir fragen uns einmal mehr: Warum findet eigentlich Europa nicht zu solch klaren Positionen?