Wenn’s ums Aufrüsten geht, sind die Grünen neuerdings schnell und hart bei der Sache. Inzwischen auch verbal.

Anton «Toni» Hofreiter, der als Biologe im Studium noch in den Anden seltene Orchideen suchte und heute stattdessen Geschützkaliber fehlerfrei hersagen kann, polterte unlängst im ZDF bei «Markus Lanz», dass in Grossbritannien «jeder, der politisch bis drei zählen kann» für Waffenlieferungen an die Ukraine sei. Er meinte damit Jagdflieger und Marschflugkörper vom Typ Taurus.

Und wenn es eine solche Einigkeit auch in der deutschen Politik gäbe, «also mal abgesehen von den Landesverrätern von der AfD», dann sei er sicher, dass auch in Deutschland «weit über 80 Prozent der Bevölkerung vollkommen klar stehen würden». Schuld an den knappen Zustimmungswerten zur Ukraine-Politik (Ablehner und Befürworter halten sich in Umfragen etwa die Waage) sei der Wankelmut des Kanzlers.

Puh!

Nicht genug, dass Hofreiter vom linken Flügel der Grünen realsozialistische Mehrheiten gen 100 Prozent in einer freiheitlichen Demokratie für erstrebenswert und realistisch hält, auch Nachdenklichkeit ist mit Blick auf Waffenlieferungen des Herrn Hofreiter unziemliches Zaudern und Zögern. Geschenkt, dass solches Verbal-Gemuskel immer ein wenig nach wehenden Fahnen und Fackelzügen klingt, aber am dollsten wird es dann, wenn ausgerechnet ein Mann vom Stamme der gefärbten Windeln und Sonnenblumen «Landesverrat» munter mit ins Spiel bringt, dessen Vizekanzler Robert Habeck («Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen») in patriotischen Dingen eher gegenteilig unterwegs ist.

Es täte allen gut, wenn die in Zeiten des Kampfes gegen die Nato-Nachrüstung politisch sozialisierten grünen Wehrdienstverweigerer vielleicht auch mal in der Realität etwas abrüsten würden, anstatt mit halt- und sinnlosem Aggro-Gelaber das gesellschaftliche Klima zu vergiften. Man darf gegen Waffenlieferungen sein. Man darf nicht nur als Sozialdemokrat zögern. Und ganz nebenbei gehört die AfD, solange sie nicht verboten ist, zum demokratischen Spektrum.

Neue Allensbach-Umfragen zeigen, dass ganze 2 Prozent der Deutschen rechtsextremen Überzeugungen anhängen. Wer also missliebige Meinungen als «braunen Bodensatz» (Thüringens Verfassungsschutzchef Stephan Kramer), «Höcke-Sekte» (CSU-Chef Markus Söder) oder als «Landesverräter» tituliert, verhärtet eher die Fronten, anstatt sie aufzubrechen und zu überwinden. Falls es den Verbal-Inquisitoren tatsächlich darum gehen sollte.

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.

Die 3 Top-Kommentare zu "«Landesverräter», «brauner Bodensatz», «Höcke-Sekte»: Es täte wohl allen deutschen Politikern gut, wenn sie in Zeiten der Aufrüstung vielleicht mal rhetorisch etwas abrüsten würden"
  • Klare Ansage.

    Beatrix von Storch ist bei einer Veranstaltung in Rheinland-Pfalz von einem Mann angegriffen und mit Fäkalien beschmiert worden. Nach der Tat erklärte die AfD-Politikerin, ihre Partei kämpfe mit Argumenten und werde dies jetzt noch entschlossener tun. Die ganz gezielte Spaltung der Gesellschaft, der extreme Hass und die damit einhergehende Menschenverachtung durch die Grün-Woken eskaliert immer weiter und extremer. Die Grün-Woken sind ganz klar Demokratie- und Menschenfeinde. Brandgefährlich!!

  • cipraxus

    Die AfD - Basher haben doch einfach nur Angst vor demokratischen Unwägbarkeiten, weil sie damit die ihnen verliehene Macht in Gefahr sehen. Die einzigen totalitären Entwicklungen in Deutschland gehen derzeit von Grünen und Linken aus.

  • mediagnose

    Typische Projektion: Die tatsächlichen "Landesverräter" sitzen in der Bundes- und den Landesregierungen zzgl. ihren Helfershelfern in den rot-grünen Parlamentsfraktionen. Schon als Kinder wussten wir: Wer es sagt, der ist es selber! Doch das ist zu hoch für unsere nicht allzu hellen Kerzen auf der Intelligenztorte. Meine Meinung. Rüdiger Stobbe, Aachen