Die Mutter aller intellektuellen Minenfelder ist der historische Vergleich. Er geht fast immer schief. Zumindest dann, wenn er sich auf das Nazizeit bezieht. Man denke nur an Helmut Kohls legendären Vergleich Michael Gorbatschows mit Joseph Goebbels. Oder an die ehemalige deutsche Bundesministerin Herta Däubler-Gmelin, die einst George W. Bush in die Nähe von Hitler rückte.

Umso mehr irritiert ein Zitat des Meinungsforschungsinstituts Forsa. Das hatte bei einer Umfrage festgestellt, dass die AfD einen neuen Umfragerekord von 23 Prozent erreicht. Auf ihrem Newsletter kommentierten die Demoskopen: «Von allen Wahlberechtigten würden somit 17 Prozent die AfD wählen – und damit mehr als die NSDAP bei der Reichstagswahl im September 1930.»

Was genau will uns Forsa damit sagen? Dass die AfD irgendeine Ähnlichkeit mit der NSDAP hat? Dass Alice Weidel in drei Jahren im Fackelzug durchs Brandenburger Tor zieht? Dass Deutschland vor der Machtergreifung steht? Dass hier «Weimarer Verhältnisse» herrschen?

Das alles ist barer Unsinn. Man kann von der AfD halten, was man will, mit der NSDAP hat sie keinerlei Ähnlichkeit. Es gibt keinen Führerkult. Die Gremien sind demokratisch gewählt. Und selbst schärfste Kritiker werden zugestehen, dass die AfD weder einen Angriffskrieg plant noch die Abschaffung des Parlamentarismus oder einen Genozid.

Der von der Forsa bemühte historische Vergleich ist unsachlich. Ein Meinungsforschungsinstitut ist keine Partei im Wahlkampfmodus und sollte daher von polemischen Vergleichen absehen. Zum einen, weil sie mit Wissenschaft, also Forschung, nichts zu tun haben. Vor allem aber, weil sie tatsächlich nichts anderes sind als Verharmlosungen der NSDAP und des Nationalsozialismus.