Die SP schnappt seit Mittwoch nach Luft: Was für ein Gejammer, was für ein Lamento nach den Bundesratswahlen und der darauffolgenden Departements-Verteilung.
Zuerst beschimpft Cédric Wermuth den männlichen Teil des bürgerlichen Lagers als «Machos» – weil Jositsch viele Stimmen bekam. Nach der Departements-Verteilung spricht SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer in einem Interview mit der Sonntagszeitung von Machtspielen der Bürgerlichen. Fraktionschef Roger Nordmann wiederum hat es zum obersten Prinzip seiner Partei erklärt, die von ihm herbeifabulierte rechtsbürgerliche Agenda zu bekämpfen.
Wo glauben Wermuth, Meyer und Nordmann, eigentlich, dass sie sich befinden? Im früheren Arbeiter- und Bauernstaat DDR, wo ein paar Partei-Bonzen ihrem Lande einen rigiden Kurs aufzwangen, der, wie man weiss, ins Verderben führte?
Die Schweiz war und ist ein bürgerliches Land, auch wenn leider viele Bürgerliche inzwischen aus moralischer Selbstgerechtigkeit zwar weiterhin rechts kassieren, an der Urne jedoch links stimmen. Was in den letzten Jahren im Bundesrat ablief, hatte mit den politischen Verhältnissen in der Schweiz nicht viel zu tun.
Tatsache ist: Die Genossen haben die Bundesratswahlen komplett vergeigt. Das begann schon mit dem unerwarteten Rücktritt von Bundesrätin Simonetta Sommaruga.
Völlig unnötig zettelte die SP-Troika mit dem Ausschluss der Männer als Bundesratskandidaten einen internen Streit an. Dann lancierte die Parteispitze eine Diskussion über junge Mütter als Bundesrätinnen, um dann trotzdem mit zwei «Grossmüttern» ins Rennen zu steigen, wovon eine erst noch aus der Romandie stammt. Womit die Genossen bewusst in Kauf nahmen, dass die lateinische Schweiz übervertreten ist. Sie haben mit dieser Taktik der Deutschschweiz eine Bundesrätin genommen.
Und dann dieses amateurhafte Vorgehen bei der Departements-Verteilung; bis heute weiss man nicht mit letzter Sicherheit, ob Bundesrat Alain Berset das Departement tatsächlich wechseln wollte. Es bleibt der Eindruck haften, dass die angeblichen Wechselgelüste Bersets nur vorgeschoben waren, um sich selber dann als Opfer einer rechtsbürgerlichen Machtpolitik zu inszenieren.
Kurzum: Das ist ganz, ganz schlechtes Theater.