Vom Opfer zum eigentlichen Täter: Während der slowakische Premierminister Robert Fico schwer verletzt im Krankenhaus liegt, überschlagen sich die Medien, ihn im schlechtesten Licht zu zeigen. Es klingt schon fast so, als hätte es da den Richtigen getroffen.

Der Spiegel treibt zunächst die Unschuldsvermutung auf die Spitze. Sie gilt nicht nur für den mutmasslichen Täter, sondern auch für die Tat an sich.

Das Magazin schreibt von einem «mutmasslichen Mordanschlag». Was fünf Schüsse in den Bauch sonst sein sollen, wird nicht erklärt.

Dann folgt die Anklageschrift. Nicht gegen den Schützen, sondern gegen das Opfer der Kugeln. Fico propagiere eine «migrantenfeindliche Haltung», er habe Verbindungen zur italienischen Mafia, sei ein Populist und pflege eine Nähe zu Wladimir Putin.

Auch bei Watson.ch klingt es ähnlich. Der Premier sei mitverantwortlich für «die aufgeheizte Stimmung im Land». Zudem habe er eine Tendenz zum «Autoritarismus». Auch das liest sich, als wäre ein Mordversuch nur eine Frage der Zeit gewesen.

Die Ironie daran: Laut ersten Erkenntnissen handelt es sich beim Attentäter um einen Mann, der für Russland eintritt und die Migration ins Land kritisiert.

Die feindselige Haltung der Medien gegenüber Robert Fico kommt nicht von ungefähr. Der Politiker hatte in der Vergangenheit immer wieder Journalisten kritisiert. Zudem will er die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt des Landes schliessen.