Die Schlagzeile sorgte für Überraschung: «Hunter Biden bekennt sich schuldig – Verstösse gegen Steuer- und Waffenrecht».

Der Präsidentensohn habe sich mit der Staatsanwaltschaft von Delaware auf einen Vergleich geeinigt. Biden bekenne sich in zwei Fällen von Steuerhinterziehung schuldig. Ausserdem gebe er zu, eine Schusswaffe besessen zu haben, obwohl ihm dies als Drogenkonsument verboten war.

Damit umgeht der 53-Jährige Biden einen langwierigen Prozess. Er kommt mit einer milden Strafe davon. Und muss voraussichtlich nicht hinter Gitter. Wer sich mit dem Inhalt von Hunter Bidens ominösem Laptop befasst hat, reibt sich die Augen.

Darauf finden sich haufenweise Belege über illegalen Drogenbesitz und Prostitution. Über Deals mit korrupten Firmen im hohen zweistelligen Millionenbereich. Über Geschäfte, bei welchen der damalige Vizepräsident Joe Biden als Türöffner diente. Bei welchen die Kunden nichts anderes «kaufen» wollten als Einfluss auf die US-Regierung.

Nach Hunter Bidens Vergleich stellt sich die Frage: War’s das jetzt?

Die Antwort lautet: «Nein, aber …»

Der Fall, der nun Schlagzeilen macht, reicht zurück auf das Jahr 2018. Der zuständige Anwalt David Weiss fokussierte ausschliesslich auf Steuerhinterziehung in den Jahren 2017 und 2018 sowie illegalen Waffenbesitz.

Juristen sind über die News aus Delaware nicht überrascht: Einigungen auf einen Vergleich seien in föderalen Fällen sehr häufig, nur eine sehr geringe Anzahl von Fällen – die Rede ist von «lediglich 2 Prozent» – würden tatsächlich vor Gericht prozessiert.

Derweil geht die Untersuchung der Republikaner im Repräsentantenhaus auf Hochtouren weiter.

Das House Oversight Committee konnte innert weniger Monate bereits gravierende Missstände dokumentieren: Es zeigte auf, wie US-Geheimdienste und Big Tech zugunsten der Bidens Partei ergriffen.

Der ehemalige CIA-Direktor Mike Morell gestand unter Eid ein, der heutige Aussenminister Antony Blinken habe dazu angestiftet, die Recherche über den «Laptop from hell» kurz vor den Präsidentschaftswahlen 2020 im Keim zu ersticken. Motiv: «Weil ich wollte, dass er [Joe Biden, die Red.] die Wahl gewinnt.»

Und sie konnten belegen, dass Mitglieder der Biden-Familie ein verzweigtes, internationales Geschäftsnetz errichteten, wie man es von der Mafia kennt, von dem neun Mitglieder des Biden-Clans profitierten.

Aber: Die Bidens und die Demokraten können den Vergleich von Delaware nun als «Sieg» verkaufen. Sie monieren, der Fall gegen Hunter Biden sei beigelegt, das «Sorgenkind» habe seine Schuld anerkannt und sei nun im Reinen.

Dies ist nicht der Fall. Doch der für Biden sehr vorteilhafte Vergleich wirft Fragen auf: Hat Anwalt Weiss von Delaware den Laptop gründlich untersucht? Hat er nicht geschaut, wie viel Geld in welche Hände geflossen ist? Warum hat er in einem politisch derart heiklen Fall – in dem die Präsidentenfamilie involviert ist – nach fünf Jahren Untersuchung nicht berücksichtigt, was die Comer-Kommission zutage fördert?

Kaum erstaunlich, dass die Republikaner foul reklamieren. In den USA gebe es ein «zweistufiges Justizsystem», wird kritisiert. Während gegen Trump prozessiert werde, seien die Bidens «unantastbar».

«Hunter Biden kommt mit einem Klaps auf die Hand davon, während wachsende Beweise, die vom House Oversight Committee aufgedeckt wurden, zeigen, dass die Bidens in ein Muster von Korruption, Einflussnahme und möglicherweise Bestechung verwickelt sind», kommentierte James Comer, Vorsitzender des Komitees.

In Kampflaune kündigt er an: «Diese Anklagen gegen Hunter Biden und der ‹Sweetheart Deal› haben keinen Einfluss auf die Ermittlungen des Oversight Committee.» Im Zentrum ihrer Untersuchung steht nicht Sohn Hunter, sondern Vater Joe. Zahlreiche Indizien führen zum «Big Guy» – gemäss Zeugen handelt es sich dabei um niemand anderes als Joe Biden.

Eine Tonaufnahme steht aktuell im Fokus: Darauf soll der Chef der korrupten ukrainischen Ölfirma Burisma aussagen, dass man fünf Millionen Dollar an Joe Biden bezahlt habe. Einzelne Kongressabgeordnete konnten das Dokument bereits anhören. Sie sind überzeugt, dass sie damit eine «Smoking Gun» gegen den Präsidenten in der Hand halten.

Nach Hunter Bidens Vergleich fordert der ehemalige Generalstaatsanwalt William Barr mit Vehemenz, das Justizministerium solle dieses Dokument nun freigeben.