NationalratsprÀsident Martin Candinas (Die Mitte) darf am Donnerstag nicht nur die Zeremonie rund um die neutralitÀtspolitisch heftig umstrittene Video-Rede des ukrainischen PrÀsidenten Wolodymyr Selenskyj leiten.

Praktischerweise sitzt der BĂŒndner OberlĂ€nder seit 2020 auch mit einem fĂŒrstlich bezahlten Mandat im Verwaltungsrat der Berner Firma Kilchenmann AG, welche die Konferenzanlagen im Bundeshaus, im National- und StĂ€nderatssaal sowie im Medienzentrum des Bundes betreut.

Das Unternehmen Kilchenmann AG («Ihr Spezialist fĂŒr Events, Medientechnik und Kommunikationslösungen») arbeitet generell wie geschmiert mit dem Bund und bundesnahen Institutionen zusammen. Da ist es kein Nachteil, den NationalratsprĂ€sidenten im eigenen Verwaltungsrat zu wissen.

Hat dieses Unternehmen mit Hauptsitz in Köniz den Zuschlag fĂŒr die Übertragung der Selenskyj-Festspiele von jenem NationalratsbĂŒro erhalten, das Martin Candinas prĂ€sidiert?

Die Parlamentsdienste mauern und schieben auf eine entsprechende Anfrage der Weltwoche Sicherheitsbedenken vor: «In der aktuellen Situation liegt die PrioritĂ€t dabei, ein technisches Setup zu wĂ€hlen, welches das Risiko von Störaktionen minimiert. Die Herausgabe von Informationen darĂŒber, wer hier beteiligt ist und mitwirkt, stellt ein Sicherheitsrisiko dar. Aus diesen GrĂŒnden können wir im Moment dazu keine weiteren Informationen weitergeben.»

Sicher ist: Kilchenmann-Verwaltungsrat Martin Candinas prĂ€sidiert nicht nur das Parlament, er sitzt auch in der nationalrĂ€tlichen Kommission fĂŒr Verkehr und Fernmeldewesen und ist gutbesoldeter PrĂ€sident des Informationsdienstes fĂŒr den öffentlichen Verkehr (Litra).

Sollte die gemeinsame kommunikative Hausfirma von Bund und Candinas tatsĂ€chlich die Video-Botschaft von Selenskyj ĂŒbertragen dĂŒrfen? Dann hĂ€tten wir allerdings so etwas wie ukrainische ZustĂ€nde im Berner Bundeshaus.