Das Institut für Politikwissenschaften der St. Galler Universität (HSG) spannt neuerdings mit der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) und dem Centre for International Security der Hertie School zusammen.

Besagte Institutionen haben jüngst die European Nuclear Study Group (ENSG) gegründet. Dies mit dem Ziel, künftig zu Fragen der «nuklearen Sicherheit in Europa» zu forschen.

Im Vordergrund dürfte die Frage stehen, die zuletzt auch Politik und Medien beschäftigt hat: Nämlich, ob Europa eigene Atomwaffen benötigt, um die nukleare Abschreckung sicherzustellen.

Geleitet wird die ENSG von den Akademikern James W. Davis, Tobias Bunde und Claudia Major. Davis ist Direktor des Instituts für Politikwissenschaft der HSG und Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Politik.

Bunde ist Direktor für Forschung und Politik der MSC und zudem Forscher am Centre for International Security der Hertie School. Major leitet die Forschungsabteilung der Denkfabrik Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Sowohl Bunde als auch Major sind sehr Nato-nah. Geht es nach der SWP, ist es höchste Zeit, das Wettrüsten gegen Wladimir Putin voranzutreiben. Die Stiftung sieht die «Demilitarisierung Russlands», den Aufbau eines Atomwaffenarsenals oder einen Nato-Beitritt der Ukraine als Optionen dafür, dauerhafte Sicherheit in der Ukraine zu gewährleisten. Zu diesem Schluss ist die SWP jedenfalls letztes Jahr in einer Studie gekommen.

Die MSC, an der etwa 2007 auch noch der russische Präsident Wladimir Putin gesprochen hatte, wird voll und ganz von den Nato-Staaten beherrscht. Ein wichtiger Sponsor der Konferenz ist die Rüstungsindustrie: Dazu zählen Konzerne wie Lockheed Martin, Rheinmetall und Saab.

Ob eine Forschungsgruppe, die engstens mit Nato-nahen Organisationen verbandelt ist, sich für mehr Abrüstung und gegen europäische Atomwaffen ausspricht? Eher unwahrscheinlich. Was die ENSG der Politik in Zukunft empfehlen wird, dürfte vorausschaubar sein.