Es gibt mindestens vier unterschiedliche Sichtweisen auf den Weltklimagipfel, der seit gestern am aserbaidschanischen Baku über die Bühne geht.

Perspektive Nummer eins ist die der Dauernörgler: Mit mehr als 500 Sonderflügen ist ausgerechnet die Klimakonferenz selbst eine Katastrophe fürs Klima, jammern sie. Forscher haben das allerdings mal für eine der letzten Konferenzen durchgerechnet. Ergebnis: Mit 0,00022 Prozent, die die Flüge zu den weltweiten CO2-Emissionen beitragen, ist die Klimaauswirkung des Ereignisses nicht messbar. Es ist, als würde man ins Meer pinkeln.

Perspektive Nummer zwei ist zum Beispiel die der Bundesregierung, die sich darauf freut, dass in Baku Ausgaben für Klimaprojekte in Entwicklungsländern beschlossen werden sollen. Wer sich dann fragt, ob Radwege in Peru angesichts fehlender Milliarden im deutschen Haushalt ein Muss sind, sieht sich schnell in die Reihen der Klimaleugner gestellt.

Perspektive drei nimmt der Gastgeber ein. Der aserbaidschanische Staatschef Ilham Alijew hat in einer Rede auf der Uno-Klimakonferenz zu einem Rundumschlag gegen westliche Medien und Umweltorganisationen ausgeholt und ihnen eine Verleumdungskampagne gegen sein Land vorgeworfen. Seine Öl- und Gasvorkommen seien ein «Geschenk Gottes». Dem Land den Handel damit vorzuwerfen, sei wie Baku «anzuklagen, dass es mehr als 250 Sonnentage im Jahr hat».

Perspektive vier bringt John Podesta mit, Abgesandter der noch amtierenden Biden-Regierung: «Die nächste Regierung wird versuchen, eine Kehrtwende hinzulegen und einen Grossteil dieser Fortschritte wieder rückgängig zu machen», macht er Wahlkampf, obwohl der doch vorbei ist.

Was sollte unsere Perspektive sein? Es wird wärmer – keine Frage. Gerade wir, die wir uns rühmen, in Sachen Energieverbrauch und -erzeugung Alleswisser zu sein, könnten vormachen, wie wir mit dem Klimawandel umgehen, anstatt ihn vergeblich zu bekämpfen.