Es war fast ein Bild für das Familienalbum. Vor einigen Tagen empfing Bundesrat Ignazio Cassis (FDP) auf dem Flughafen in Zürich den ukrainischen Staatspräsidenten Wolodymyr Selenskyj wie einen Bruder. Zuerst gab es eine überschwängliche Umarmung, gefolgt von einem gönnerhaften und herzlichen Händedruck. Im Gesicht des Tessiners spiegelte sich dabei Rührung über das Wiedersehen wider.

Was für ein Kontrast die Begrüssung des russischen Aussenministers Sergei Lawrow ein paar Tage später, vor der Sitzung des Uno-Sicherheitsrates. Ein kurzes Händeschütteln für die Fotografen. Der Schweizer Aussenminister machte eine dazu passende ernste und geschäftige Miene. Cassis und Lawrow markierten auch optisch Distanz zu einander.

Kurz: Es war ein typisches formelles Verhalten, wie man es bei solchen Treffen häufig beobachten kann.

Wenn Bundesrat Cassis in der Ukraine einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen erreichen will, sollte er aber endlich anfangen, beide Kriegsparteien gleich zu behandeln. Wer soll die Schweiz als Friedensstifterin ernst nehmen, wenn sich unser Aussenminister parteiisch verhält und eine Seite bevorzugt behandelt?