Viele National- und Ständerate können nicht loslassen, weigern sich, abzutreten. Sie wissen – völlig zu Recht –: Wenn sich die Türe im Bundeshaus hinter ihnen schliesst, werden sie auf einen Schlag zu Normalsterblichen.

Keine Einladungen, keine Medienanfragen, kein Einfluss auf das Politik-Geschehen im Land. Von hundert auf null innert kürzester Zeit.

Kein Wunder, klammern sich viele mit allen Mitteln an dieses Amt. Und es kommt oft zum Krach.

Eine neue Stufe der Eskalation erreicht nun der Streit um den Abgang von Ruth Humbel Näf. Die kompetente, beliebte Mitte-Nationalrätin wurde von Exponenten ihrer Partei öffentlich zum Rücktritt aufgefordert.

Die Sozial- und Gesundheitspolitikerin macht ihrer Gruppierung den ultimativen Vorwurf der heutigen Zeit. Das Wort Mobbing fällt. «Es ist schon ein Druck, den man als Mobbing bezeichnen kann», erklärt Humbel in der Aargauer Zeitung.

Mobbing, auf Deutsch Psychoterror, in einer Partei, die sich in den letzten Monaten als moralisches Gewissen aufspielt und alle abkanzelt, die sich erdreisten, ein Thema anders zu beurteilen?

Vielleicht wäre es gut, die Verantwortlichen der Mitte würden parteiintern dafür sorgen, dass korrekt und anständig mit verdienten Aushängeschildern umgegangen wird, bevor sie die ganze Welt belehren.

Die Mobber haben ihr Ziel im Übrigen nicht erreicht: Humbel Näf wird zwar 2023 nicht mehr antreten. Ob sie aber, wie von ihrer Partei verlangt, vorher geht, will sie sie selber entscheiden.