Natürlich musste Elon Musks Interview mit Donald Trump eine grosse Peinlichkeit werden. Das stand von vornherein fest.

Musk ist von einem Tech-Genie mit dem Segenspotenzial eines universalen Weihnachtsmanns zu einem Darth Vader geworden.

Seit der Pfiffikus, der einst für Obama stimmte, sich in konservativen Jagdgründen umtreibt, ist er im linken Mainstream eine Unperson.

Und jetzt hat er noch den Leibhaftigen in Person zum Interview aufgeboten. Und hat ihm – unvorstellbar – seine Unterstützung ausgesprochen. Somit ist er definitiv auf der falschen Seite der Geschichte gelandet.

Kein Wunder, dass ein «überraschend langweiliges» Interview herauskam (Guardian). Ein «Gespräch im Zeichen der Schwäche» (ZDF). Der reichste Mann der Welt habe sich als «Stichwortgeber» angedient (SRF).

Süffisant wurde angemerkt, dass das «grossangekündigte Livegespräch» mit 45 Minuten Verspätung ausgestrahlt wurde. Es sei «von technischen Problemen geplagt» worden, hiess es mit Schadenfreude.

Was war die Ursache für die Verzögerung? Musk deutete einen Hacker-Angriff an: «Es scheint einen massiven DDoS-Angriff auf X zu geben.» Ein Denial-of-Service-Angriff – kurz DDoS –, ist ein Versuch, eine Website mit Daten zu überlasten, so dass sie nur schwer oder gar nicht mehr genutzt werden kann.

Von unabhängiger Seite konnte der Zwischenfall nicht überprüft werden. Experten, die sich sofort zu Wort gemeldet haben, sind geteilter Meinung. «Es könnte sich sehr wohl um einen DDoS-Angriff handeln», sagte Matthew Prince, der Leiter des Sicherheitsunternehmens Cloudflare, gegenüber der BBC.

Wenn Musk mit seinem Verdacht recht hat, könnte mit dem Angriff eine vorsätzliche Einmischung in den amerikanischen Wahlprozess und in die Redefreiheit vorliegen.

Im Jahr 2022 kaufte Musk Twitter für 44 Milliarden Dollar. Er heuerte unabhängige Journalisten an und liess die manipulativen Abgründe in den «Twitter-Files» enthüllen. Und entliess rund 80 Prozent der Mitarbeiter des Unternehmens.

Seiher hat er die Plattform, die nun X heisst, als Forum für «freie Meinungsäusserung» positioniert. Und er hat die gesperrten Konten mehrerer umstrittener Persönlichkeiten, einschliesslich Trump, wiederhergestellt.

Es ist von öffentlichem Interesse, die Ursache des technischen Ausfalls beim Trump-Gespräch zu kennen. Wenn das Problem wirklich ein DDoS war, wer hat es verursacht? Waren die böswilligen Akteure nationaler oder internationaler Herkunft?

Es ist nicht die erste Panne, mit der X bei einem grossen Interview zu kämpfen hat. Als der Republikaner Ron DeSantis seine Präsidentschaftskampagne auf X lancierte, kam es zu einer ähnlichen technischen Verzögerung. Was ihm einen massiven Imageschaden zufügte.