Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihren Leitzins erwartungsgemäss weiter gesenkt. Aber die vierte Rücknahme seit September ist mit 0,5 Prozentpunkte auf noch 0,5 Prozent doch stärker ausgefallen als die meisten Marktteilnehmer vorhersahen. Zudem sei die Nationalbank weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu werden. Der starke Schweizer Franken und die damit verbundene Sorge um unsere Exportwirtschaft dürften denn wohl auch der Hauptgrund für die Zinssenkung gewesen sein.

Die Inflationssorgen sind fast gänzlich verflogen, wie die erneut signifikante Absenkung der SNB-Inflationsprognose für 2025 von 0,6 Prozent im September auf aktuell noch 0,3 Prozent zeigt. Es ist somit damit zu rechnen, dass auch die Horde der übrigen Prognoseinstitute ihre Erwartungen von immer noch durchschnittlich 0,8 Prozent für 2025 bald reduzieren wird.

Für 2026 rechnet die SNB noch mit 0,8 Prozent Teuerung (bisher 0,7 Prozent). Die jüngste Salär-Umfrage der UBS zeigt im kommenden Jahr durchschnittliche Lohnsteigerungen um 1,4 Prozent. Damit resultiert ein Reallohnzuwachs von 1 Prozent oder mehr.

Die SNB-Prognose für das Wirtschaftswachstum von 1 bis 1,5 Prozent im Jahr 2025 nach 1 Prozent im noch laufenden Jahr liegt im Rahmen der Consens-Schätzungen von 1,3 Prozent. Das Wachstum soll dabei durch die angekündigte Leitzinssenkung mitgetragen werden, während sich die nach wie vor flaue Konjunktur im Ausland eher dämpfend auswirken dürfte. Deshalb werde auch die Arbeitslosigkeit weiter ansteigen.

Mit der erneuten Reduktion des Leitzinses wird sich die Zinskurve weiter verflachen, aber sie ist immer noch leicht invers, weil die längerfristigen Zinsen unter 0,5 Prozent liegen. Die fünfjährigen Staatsanleihen rentieren noch 0,15 Prozent, die zehnjährigen 0,26 Prozent.

Die Leitzinssenkung sollte sich vor allem günstig auf die variablen Hypothekarzinssätze auswirken, weil auch der üblicherweise als Bezugsbasis verwendete Saron-Geldmarktsatz sinken wird. Allerdings hat die Zinssenkung der SNB voraussichtlich negative Auswirkungen auf die Sparzinsen, die Anfang Dezember 2024 zwar noch bei 0,48 Prozent (Durchschnitt 24 repräsentative Banken) lagen, aber wohl ebenfalls heruntergesetzt werden. Dennoch besteht die Chance, dass erstmals seit langem Anfang 2025 wieder reale Zinsen winken. Die Teuerung könnte dank statistischen Basiseffekten und der starken Senkung der Elektrizitätspreise im Frühjahr sogar unter null fallen. Die SNB selbst hat ja vor kurzem bekanntgegeben, dass sie Negativzinsen nicht mehr ausschliessen könne.

Aber solche Negativzinsen sind eigentlich illegal, denn im SNB-Gesetz ist die Untergrenze der Verzinsung klar bei null definiert, indem im Gesetz festgeschrieben wurde, dass die Banken bei der SNB Einlagen tätigen könnten, verzinslich oder unverzinslich. Von Negativzinsen ist im Gesetz keine Rede. Aber vorerst bleibt noch ein Spielraum von 0,5 Prozentpunkten, Munition, die wohl nicht ohne Not verschossen werden sollte, denn ein weiterer Aufwertungsschub für den Franken ist angesichts der wirtschaftlichen und politischen Probleme in vielen Schlüssel-Volkswirtschaften durchaus wahrscheinlich. Mit rückläufigen Zinsen sinken erfahrungsgemäss auch die Zinsmargen der Banken.