2022 beklagten sich viele Zuschauer und Hörer der SRF-Programme über die angestrengten Versuche, die Sprache geschlechtsneutral zu gestalten.

Ein Jahr später nahmen laut der SRG-Ombudsstelle diese Beschwerden ab. Dafür habe man eine Zunahme bei den Zuschriften verzeichnet, die im Gegenteil häufigeres Gendern verlangen.

Ombudsfrau Esther Girsberger nennt das Beispiel eines Landwirts, der sich beklagt habe, dass in einer Sendung nur «Bauer» und nicht «Bäuerin» gefallen sei. Was sie zur Aussage verleitet, das Gendern sei in der Gesellschaft angekommen.

Die Sprachwissenschaftlerin Andrea Hunziker Heeb liefert eine Bestätigung für die angebliche Kehrtwende. Sie sagt, die Akzeptanz fürs Gendern habe zugenommen, «breitere Schichten sind sensibilisiert worden».

Das müsste dann aber förmlich über Nacht geschehen sein. Vor nicht einmal einem Jahr hatte eine grosse Umfrage von Tamedia und 20 Minuten gezeigt, dass sich eine deutliche Mehrheit der Schweizer nicht für eine «gerechte Sprache» interessiert.

Nicht einmal jeder Vierte fand das Thema relevant. 75 Prozent lehnten die Gendersprache im privaten Bereich ab, 68 Prozent im beruflichen Kontext. Einen Genderstern verwenden wollten gerade mal 5 Prozent.

Ob ein einzelner Landwirt «die Gesellschaft» bildet, ist fraglich. Und wie gross dieser angebliche Ansturm von Gender-Fans im SRG-Publikum ist, bleibt offen.

Bekannt ist aber, dass Interessengruppen gern koordiniert Eingaben an die SRG-Ombudsstelle machen, um die Wirkung zu verstärken. Daraus einen Trend zur Veränderung abzuleiten, ist reichlich abenteuerlich.