Was er lange angekündigt hatte, machte er letzte Nacht wahr. Donald J. Trump kandidiert erneut für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten. «Um Amerika wieder gross und glorreich zu machen», wie er vor jubelnden Fans erklärte.
Der Mann, der in Amerika mehr Feinde gegen sich aufbrachte als Freunde um sich scharte, zog gleich das ganze Volk mit ins Boot. «Dies wird nicht mein Wahlkampf sein, sondern unser gemeinsamer Wahlkampf.»
Das dürfte Wunschdenken bleiben.
Die konservativen Massenmedien vom Wall Street Journal bis tief in die Sendestuben von Fox News haben fertig mit Trump. Er sei «toxisch», erklärte sein früheres «Lieblingsblatt», die New York Post, nach der Wahlschlappe bei den Midterms.
Auch hartgesottene Fans wenden sich von ihm ab: «Trump muss in den Spiegel schauen», so Candace Owens. «Er muss ein klein wenig mehr Demut üben, wenn er etwas falsch macht.»
Selbst die treusten Weggefährten lassen sich nicht länger von Trump einspannen. Gefragt, was er von einer Neukandidatur Trumps halte, meinte sein ehemaliger Vizepräsident Mike Pence: «Ich denke, wir haben bessere Alternativen.»
Das sind gewichtige Stimmen. Gewichtiger indessen sind die Stimmen des Volkes. Und entscheidend, wenn es um die Nomination geht, sind die Stimmen der Republikanischen Wähler.
Bis zu den Zwischenwahlen war Trump bei jeder Umfrage der haushohe Sieger. Nicht mehr.
Eine Yougov-Umfrage, durchgeführt nach der Zwischenwahl, zeigt: 42 Prozent der Republikaner sowie der republikanisch orientierten Unabhängigen ziehen Ron DeSantis als Präsidentschaftskandidaten für 2024 Trump vor. Lediglich 35 Prozent möchten lieber Trump als DeSantis.
Die Republikanische Partei befindet sich in einem scheinbar unlösbaren Dilemma. Ohne Trump droht sich ein substanzieller Wählerblock von der Partei abzuwenden. Und mit Trump an der Spitze scheint man nationale Wahlen nicht gewinnen zu können.
Kein Wunder, setzt Joe Biden, der Präsident mit den schlechtesten Umfragewerten seit siebzig Jahren, ein schneeweisses Lächeln auf und sagt: «Es wird Spass machen, zuzuschauen, wie sie aufeinander losgehen.»
Ebenfalls im US-TV (9.11.22) zu sehen: Biden erklärt, dass, wenn Trump nochmals antritt, er selber auch wieder kandidieren würde. Und wörtlich: "We have to make sure he doesn't become the next president again". Anders gesagt: Der (grundsätzlich antidemokratische) Globalist muss den demokratischen Antiglobalisten im jeden Preis verhindern. Was ist der Kern der Sache um die es geht?: "The future belongs to the patriots and not to the globalists" (Trump an der UNO - Vollversammlung 2019 ).
Während des Wahlgangs wurden auf Fox News und CNN Analysen gemacht. Als ausschlaggebende Themen sein a) Abtreibungsrecht b) Inflation und c) natürlich die Migration ausgemacht worden. Die Abtreibungsthematik sei am höchsten gewichtet worden und hätte den Demokraten massiv Wähler zugetrieben. Das kann man Trump nicht anhängen, wenn die Wähler (Frauen?) hier in einem entscheidenden Punkt andere Überzeugungen haben als die Republikaner. Sonst könnte es gereicht haben.
Zum Mann mit dem "schneeweissen Lächeln": Wer mit so einem Sohn geschlagen ist, dem gönn' ich die Schadenfreude; sie gilt ja als 'die schönste Freude, denn sie kommt von Herzen'! Angeblich ist die Demokratie in den USA so stark verankert (Roger Köppel), dass es keine Rolle spielt, wer dort im Weissen Haus regiert.