Virologe Alexander Kekulé macht der deutschen Politik schwere Vorwürfe: Unaufrichtige Politiker, unwissenschaftliche Wissenschaftler, monströse Geldverschwendung hätten die Pandemie-Jahre dominiert, sagt er im Gespräch mit der WELT.

Kekulé: «Viele Opfer hätten durch bessere und schnellere Massnahmen vermieden werden können.»

Dass er das Thema Masken in den Fokus gerückt und eine Kampagne dafür initiiert hatte, habe bei vielen Kollegen für Kopfschütteln gesorgt.

«Auch mein Vorschlag, das Virus mit einem kurzen Wellenbrecher-Lockdown Anfang 2020 auszubremsen, blieb links liegen.» Nachdem die Politik einige Wochen später die Dimension des Problems erkannt habe, sei ein harter Lockdown unumgänglich gewesen.

In der Auseinandersetzung um die wissenschaftliche Deutungs-Hoheit hätten sich die Forscher dieser Pandemie leider Methoden aus der Politik angeeignet, so Kekulé. «Es ging dabei nicht nur um Eitelkeiten, sondern auch um handfeste Vorteile bei der Vergabe von Forschungsmitteln.»