«Im gegenseitigen Einvernehmen.» Keine Floskel wird im Fussballgeschäft lieber verwendet, wenn man sich von einem erfolglosen Angestellten trennen muss. Frei übersetzt wird damit ein branchenüblicher Vorgang in Zuckerwatte verpackt: Der Trainer ist gefeuert.
Doch bei Urs Fischer und Union Berlin könnte es für einmal wirklich so gewesen sein. Zwar war es letztlich auch die Tabelle und eine Serie von vierzehn Spielen ohne Sieg, die das Schicksal des Trainers besiegelten, dennoch glaubt man dem Berliner Präsidenten Dirk Zingler, wenn er sagt: «Für mich persönlich und sicherlich für die gesamte Union-Familie ist das ein sehr trauriger Moment. Es tut weh, dass es uns nicht gelungen ist, den Negativlauf der letzten Wochen zu durchbrechen. Mit Blick auf die gemeinsame Zeit und die Erfolge, die wir zusammen gefeiert haben, bin ich dankbar und stolz. So schmerzhaft diese Trennung ist – Urs Fischer geht als Freund, der jederzeit mit offenen Armen von uns empfangen werden wird.»
Tatsächlich hatte Fischer seit seinem Debüt an der Alten Försterei im Osten Berlins vor fünf Jahren Phänomenales geschafft: Aufstieg in die Erste Bundesliga, Qualifikation für die Conference League, Qualifikation für die Europa League, Qualifikation für die Champions League. In der vergangenen Saison führte der Arbeiterklub die Bundesliga während Wochen an. Fischer, der Zürcher aus dem Büezer-Quartier Affoltern, war der perfekte Trainer für einen Klub, der sich Bescheidenheit und Demut auf die Fahne geschrieben hatte.
Doch nun ist die Romantik verflogen. Fischer wurde quasi ein Opfer seines eigenen Erfolgs. Die Auftritte (und unglücklichen Niederlagen) in der Champions League brachten das Gleichgewicht im Verein doch mehr durcheinander, als man wahrhaben wollte.
Nach elf Runden mit nur zwei Siegen und zuletzt einer deutlichen Niederlage gegen Leverkusen ist in Köpenick der Geduldsfaden gerissen. Urs Fischer muss gehen – aber er geht als Klublegende. Und irgendwann wird er unglaublich stolz darauf sein, was er mit Union Berlin erreicht hat.
Union hat falsch geplant und falsch eingekauft. Fischer hat aus No-Names eine Mannschaft geformt und die hat geliefert. Dann kam die CL Qualifikation und auch Spieller wie Bonucci, Goosens und Volland und vorbei war es mit der Fischer Philoyophie. Schade, Fischer hat in Berlin wirklich hervorragende Arbeit gemacht.
Aus meiner Sicht ist eine Entlassung definitiv vonnöten, wenn die Mannschaft gegen den Trainer spielt und sich ebenso die Fans gegen ihn stellen. Diesen Eindruck hatte ich bis jetzt überhaupt nicht. Die Spiele gegen Augsburg und Braga hätte man abwarten sollen. Ein Trainer, der so viel dem Club gegeben hat, hat vom Club einen längeren Support verdient - ausser der Trainer nimmt selber den Hut. Dies scheint aber nicht der Fall gewesen zu sein.
Urs Fischer hat Hervorragendes geleistet, da draussen in Berlin. Er mahnt mich etwas an Köbi Kuhn. Fischer hat mit Union Berlin überraschende Top Resultate erbracht und wurde Liebling von Fans und grossen Bevölkerungsteilen. Die Frage bleibt: Warum ist die Siegesserie so plätzlich abgebrochen?