Angesprochen auf seine Meinung über das heutige Personal in der gescheiterten Ampelregierung, will der deutsche Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) nichts Schlechtes sagen. Aber zwei lateinische Wörter sind ihm dennoch zu entlocken: «Valde miramur.»

Der Ausdruck stammt aus der Römisch-Katholischen Kirche, welcher der evangelische Gerhard Schröder nicht einmal angehört. Und er bedeutet so viel wie «Wir wundern uns sehr» beziehungsweise «Wir sind sehr verwundert».

Sooft in der Kirchengeschichte ein Papst oder ein Kardinal mündlich oder schriftlich zum Begriff «Valde miramur» griff, wussten die Adressaten dessen Bedeutung sehr wohl einzuschätzen. In der Kirchendiplomatie liest sich der Code «Valde miramur» als überaus deutliche Äusserung des Missfallens und der Kritik.

«Valde miramur» bedeutete, dass eine ernste Eskalation unmittelbar bevorstand. Noch heute weiss jeder Diplomat, dass der Ausdruck «Exzellenz, ich bin erstaunt» schon fast einer Kriegserklärung gleichkommt.

Im Februar 882 nach Christi Geburt wandte sich Papst Johannes VIII. mit einem «Valde miramur»-Schreiben an Erzbischof Otramnus in der französischen Stadt Vienne. Er äusserte seine Bestürzung, weil dieser gegen den Nutzen und den Frieden der Kirche handle, indem er die Gewaltherrschaft des umstürzlerischen Boso von Vienne unterstütze. Der Papst forderte diesen Erzbischof auf, sich sofort in Rom in seiner Gegenwart von solchen Untaten zu reinigen. Falls nicht, drohte das Kirchenoberhaupt, werde er sein Amt verlieren.

So weit würde Gerhard Schröder bei Olaf Scholz und Kompanie natürlich nicht gehen. Aber sein «Valde miramur» ist dennoch ein deutlicher Schuss vor den Bug der sozialdemokratisch und grün geführten Regierungstruppe in Berlin.