Ein typischer Vierkopfhaushalt mit einem Verbrauch von 4500 Kilowattstunden pro Jahr bezahlt 2024 gemäss Elcom, der staatlichen Regulierungsbehörde im Elektrizitätsbereich, 32,14 Rappen pro Kilowattstunde, also 4,94 Rappen mehr als 2023. Die Stromrechnung wird für einen Vierpersonenhaushalt um 222 Franken auf 1446 Franken ansteigen.

Auch das Gewerbe wird je nach Kanton mit Preiserhöhungen zwischen 15 und 29 Prozent rechnen müssen. Rund 75 Prozent der Stromwirtschaft ist übrigens im Besitz der öffentlichen Hand.

2024 werden rund 50 Prozent des Strompreises auf die bezogene Energie entfallen. Dazu kommen 7 Prozent für das Übertragungsnetz (Swissgrid), 30 Prozent für das Verteilnetz, 7 Prozent für die Förderung erneuerbarer Energien, 2 Prozent kantonale und kommunale Abgaben und ab 2024 neu 4 Prozent für die Stromreserve.

Die Preise für die Netznutzung, die Abgaben für die öffentliche Hand und den Strombezug werden von Kanton zu Kanton unterschiedlich ausfallen. Dabei spielen auch die Preise der getätigten Einkäufe auf Termin eine wesentliche Rolle.

Wer vor Jahren günstige Verträge abgeschlossen hat, kann auch preiswerter liefern, und umgekehrt. Auch wenn die Elektrizität im Index der Konsumentenpreise nur mit 2,0 Prozent gewichtet ist, bedeutet ein Strompreisanstieg um 18 Prozent einen Teuerungsschub um 0,4 Prozent. Die Inflation 2024 dürfte wohl höher als bisher erwartet ausfallen. Die Schweizerische Nationalbank wird deshalb wohl ihren Leitzins weiter erhöhen, um die Teuerung zu bekämpfen, als ob sie mit Zinserhöhungen die Strompreise drücken könnte.

Wer den Versprechen der ehemaligen Energieministerinnen Doris Leuthard (damals CVP, heute Die Mitte) und Simonetta Sommaruga (SP) vertraut hat, dass die Strompreise längerfristig sinken würden, und eine Wärmepumpe angeschafft hat, wird nun massiv zur Kasse gebeten. Ein Vergleich von zwei fast identischen Häusern in meinem Dorf, das eine mit einer Ölheizung und das andere mit einer Wärmepumpe, zeigt, dass das Haus mit einer Wärmepumpe fünfmal mehr Strom benötigt. Auch das Fahren mit E-Autos wird 2024 deutlich mehr kosten. Das Gewerbe wird die Strompreiserhöhungen auf die Konsumenten abwälzen müssen.

Viele erinnern sich noch an die Aussagen von Bundesrätin Doris Leuthard, die in einem Interview mit der Aargauer Zeitung Ende März 2017, kurz vor der Abstimmung über das Energiegesetz, die von der SVP errechneten Mehrkosten von 3200 Franken pro vierköpfigen Haushalt als «schlicht hanebüchen» erklärte. Sie selbst ging von 40 Franken pro Jahr aus.

Die SVP basierte ihre Aussage auf der Botschaft des Bundesrates, der den Umbau der schweizerischen Stromversorgung bis zum Jahr 2050 auf rund 200 Milliarden Franken bezifferte. Pro Jahr gerechnet, sind dies bis 2050 rund 6,7 Milliarden oder 3200 Franken pro Vierkopfhaushalt.

Energieministerin Leuthard hat in ihrer Milchbüchlein-Rechnung lediglich einen höheren Strompreis berücksichtigt, nicht aber die hohen Investitionen der Privaten, die auch finanziert und verzinst werden müssen, und vor allem hat sie «vergessen», dass die Schweiz wegen der massiven Einwanderung und der Stilllegung von Kernkraftwerken mehr Strom importieren muss, dessen Preis vom Markt abhängt.

2017, als Bundesrätin Leuthard ihre Prognosen zum Besten gab, lag der Kilowattpreis für das Standardprodukt gemäss Elcom bei knapp 23 Rappen, 2024 wird dieses 36,4 Rappen erreichen, ein Plus von 59 Prozent. Somit betrug der Jahresaufwand für Elektrizität 2017 rund 1025 Franken, 2024 werden es 1639 Franken sein. Das bedeutet, selbst ohne Investitionen gerechnet, jährlich 615 Franken Mehrkosten und nicht nur 40 Franken, wie behauptet wurde. Angesichts dieser Fakten muss man sich fragen, wer denn hanebüchene Zahlen zur Beeinflussung der Wähler vorgerechnet hat.

Dabei liegt das Jahr 2050 noch ganze 27 Jahre entfernt. Es kann somit noch weit kostspieliger werden. Auch ein Rückgang des Stromverbrauchs pro Kopf bis 2035 um 13 Prozent erscheint illusorisch, denn Wärmepumpen und E-Fahrzeuge werden zu einem Mehrverbrauch führen.