Auf riesigen 22-Zoll-Rädern steht er da, langgestreckt, die Schulterlinie hoch, die Windschutzscheibe weit nach hinten gezogen – eine faszinierende Mischung aus Designer-Fantasie und doch irgendwie vorstellbarer Realität: Der Audi Activesphere ist das vierte Konzeptfahrzeug, das die kreativen Köpfe des Autoherstellers aus Ingolstadt seit 2021 vorgestellt haben, und es ist vielleicht jenes, in das man sich am ehesten sofort hineinsetzen würde, um – selbstverständlich auf Umwegen – ins Abenteuerland zu fahren.
Gael Buzyn, Studioleiter des Audi-Designcenters in Malibu am Pacific Coast Highway, hat einen «Transformer» geschaffen: ein Auto, das Verschiedenes sein kann, je nachdem, was seine Insassen gerade brauchen. Mit dieser grundlegenden Idee passt der Audi Activesphere ausgezeichnet in eine Zeit, die von der Vorstellung geprägt ist, dass alles irgendwie menschenmöglich ist.
Auf Knopfdruck verwandelt sich der Audi Activesphere in wenigen Sekunden und nahezu lautlos von einem eleganten Crossover-SUV mit coupéhafter Dachlinie in einen praktischen Pick-up, auf dessen Ladefläche Platz entsteht, um zwei Mountain- oder E-Bikes, Snowboards oder vielleicht auch Fallschirme auf dem Weg in die Landschaften des Nervenkitzels in der Natur mitzunehmen.
Designer sind im besten Fall feinfühlige Sensoren gesellschaftlicher Regungen und Entwicklungen. «Gutes Design beginnt mit einer sorgfältigen Recherche», sagt Gael Buzyn. Seine Leute und er hätten zunächst den Audi-Kunden genau zugehört, um deren Bedürfnisse zu erfahren. Das Resultat ist das Konzept eines Fahrzeugs, das Premium-Eleganz und praktische Nutzbarkeit kompromisslos vereint. Der Activesphere soll aber dezidiert kein Nutzfahrzeug sein, mit dem man bei Bedarf auch mal ein paar Baumstämme aus dem eigenen Waldstück transportiert, sondern soll trotz seiner Vielseitigkeit in jedem Moment Audi-Qualität ausstrahlen.
Designer sind im besten Fall feinfühlige Sensoren gesellschaftlicher Regungen.
Aufgeräumtes Cockpit
Selbstverständlich fährt der Audi Activesphere elektrisch, die Fahrzeugarchitektur basiert auf dem PPE-Baukasten, der lokal emissionsfreies Fahren, schnelles Laden dank 800-Volt-Technik und über 600 Kilometer Reichweite ermöglicht. Und so fantastisch das Konzept auch klingen mag: Designer Gael Buzyn ist überzeugt, dass es umsetzbar ist. «Transformer-Autos sind heute schon Realität, denken Sie nur an Luftfederung mit unterschiedlichen Niveaus an Bodenfreiheit», sagt er.
Noch einen Schritt weiter sind die Entwickler beim Konzept für das Cockpit und die Steuerung des Fahrzeugs gegangen. Im aufgeräumten Cockpit sind kaum Schalter, aber auch keine riesigen Bildschirme zu sehen, wie sie heute häufig die Innenräume von modernen Autos dominieren und einem die ständige Verwendung eines Mikrofasertuchs zur Fingerspurenbeseitigung geradezu aufdrängen.
Fahren mit Brille
Stattdessen, so die Idee der Designer, fährt sich der Audi Activesphere mit Hilfe einer Hightech-Brille, welche gleichzeitig die reale Welt abbildet und dank augmented reality dem Fahrer die notwendigen Informationen zum Auto oder zu Navigationshinweisen einblendet. «Wir haben bei unseren Recherchen festgestellt, dass die meisten Leute ohnehin beim Autofahren eine Brille tragen – sei es, um besser sehen zu können, oder als Schutz vor der Sonne», erklärt Gael Buzyn diesen Ansatz.
Was zunächst nur wie eine leicht überzogene Designer-Idee klingt, ist von der praktischen Umsetzung gar nicht so weit entfernt. Schon heute können Navigationshinweise in live aufgenommene Bilder der Strasse eingeblendet werden, und Audi bietet für die Passagiere auf den Rücksitzen auch die Möglichkeit an, Unterhaltungsinhalte mit Virtual-Reality-Brillen zu erleben. Damit passen sich die Inhalte in Echtzeit an die Bewegungen des Fahrzeugs an.
«Audi Dimensions» heisst der nächste Schritt in der Vermischung der digitalen und realen Welten, und Grenzüberschreitungen im besten Sinne sind es auch, die den Reiz von Konzeptfahrzeugen wie dem Activesphere ausmachen. Und mit dem eigenen Wagen nicht nur von A nach B zu gelangen, sondern tatsächlich in neue Sphären eintauchen zu können, ist natürlich die Erfüllung eines Autofahrertraums.
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