Frank Uekötter: Atomare Demokratie.Eine Geschichte der Kernenergie in Deutschland. Franz-Steiner-Verlag, Stuttgart 2022. 380 S., Fr. 44.90
Am 15. April 2023 wurden in Deutschland die letzten drei Kernkraftwerke vom Netz genommen. Frank Uekötter, der in Birmingham lehrende Umwelthistoriker, zeichnet die Geschichte der Kernkraft in der Bundesrepublik nach, deren Ende er einleitend freudig begrüsst.
Uekötters Buch stützt sich auf archivarische Quellen, die ausser ihm sicher niemand kennt; ein Seitenblick fällt auch auf die DDR. Wie schon im Vorläuferbuch über den «Deutschen Kanal» von 2020 singt Uekötter ein Hohelied auf die bundesrepublikanische «Verhandlungsdemokratie», in der Techniker und Manager, Politiker und Gerichte, Medien und Aktivisten immer wieder an Verhandlungstischen sitzen. Parlamente hingegen kommen nicht vor, aber an vielen anderen Stellen werden «couragierte Entscheidungen», manchmal richtige, manchmal falsche, getroffen. Zutreffend ist sicher Uekötters abschliessender Befund: Der Ausstieg aus der Kernkraft ist «fester Teil der Identität» der jüngeren Generation in Deutschland, und «über Identitäten kann man nicht verhandeln».
Uekötters mikroskopischer Blick löst die grossen Linien in ein hochinformatives, aber auch desillusionierendes Wimmelbild auf. Denn die Frage aller Fragen bleibt unbeantwortet: Wie kann eine der wichtigsten Industrienationen künftig ihren unersättlichen Energiebedarf stillen?
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