400.000 Unterschriften in fünf Tagen. Das Manifest für den Frieden, initiiert von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht, ist schon jetzt ein grosser Erfolg. Und es ist absehbar, dass der Aufruf in den kommenden Tagen die magische Schwelle von 500.000 Unterschriften überschreitet.
Wie zu erwarten, gab es seitens der offiziellen Politik und eines Grossteils der Medien erheblichen Gegenwind. Weltfremd und naiv waren dabei noch die freundlicheren Kommentare. Andere sahen in den beiden Initiatoren Handlanger des Kremls. Auch das war absehbar. Sogar einen Mangel an Empathie warf man der Initiative vor – ausgerechnet. Als sei es ein Zeichen grosser Anteilnahme und Humanität, Hunderttausende in den Tod zu schicken oder sie ein Leben als Traumatisierte in einem zerstörten Land fristen zu lassen.
Insbesondere in Deutschland ist die politische Klasse an der Meinung des Souveräns, also des Volkes, jedoch nicht interessiert. Es gilt nach wie vor die alte Formal von Annalena Baerbock: «No matter what my German voters think» – sie macht, was sie für richtig hält, «unabhängig davon, was meine deutschen Wähler denken».
Nun ist gegen Politiker mit Rückgrat nichts zu sagen. Dennoch ist es in einer Demokratie kein Fehler, den Finger am Puls der Wähler zu haben. Doch statt Demokratie regiert moralische Selbstermächtigung. Und wenn dennoch Widerstand gegen dieses selbstherrliche Vorgehen spürbar ist, ergeht man sich in süsslichen Moralpredigten, «womit man einlullt, wenn es greint, das Volk, den grossen Lümmel» (Heinrich Heine).
Der Preis, den man dafür bereit ist zu zahlen, ist hoch: eine zunehmende Distanz grosser Teile der Bevölkerung zur politischen Klasse.
Da stimmt die Überschrift überhaupt nicht!