Wie die SNB in der Schweiz hat das Federal Reserve in den USA nicht nur die Preisstabilität, sondern auch die Stabilität des Finanzmarktes zu wahren. Fast alle bedeutenden Finanzinstitute dieser Welt sind mit dem grössten Finanzmarkt verbunden. Selbst wenn sie nicht direkte Bankbeziehungen unterhalten, werden sie zumindest über Zins- und Währungsbewegungen sowie steigende Volatilitäten, die durch Finanzkrisen in den USA ausgelöst werden, betroffen.

Finanzkrisen und Bankpleiten gehören zum Kapitalismus, denn das Finanzgeschäft der Banken ist ein nachhaltig instabiles Geschäftsmodell, wie Prof. Erwin W. Heri an der «Finanz 23» in Zürich säuberlich darlegte. Er zerlegte die Bankaktivitäten in ihre Bestandteile und zeigte die Risiken der Fristentransformation im Kreditgeschäft und bei der Refinanzierung auf. Aber auch Bewertungen von Bankaktiven, sowohl Kapitalanlagen wie Handelsbestände et cetera, sind je nach Umfeld mehr oder weniger volatil. Vieles hängt von Vertrauen und der psychischen Verfassung der Marktteilnehmer ab.

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung seien Universalbanken nicht stabiler, weil sie in Bezug auf ihre Geschäftsaktivitäten diversifiziert sind. Sie bieten damit sogar mehr Angriffsflächen für Krisen, weil eine betroffene Geschäftseinheit die noch gesunden übrigen Aktivitäten mit in den Abgrund reissen könnte.

Der Finanz-Stabilitätsbericht des US-Fed konzentriert sich ebenfalls auf diese Aspekte, auf die Bewertung der Aktiven, auf das Kreditgeschäft mit Unternehmen und Privaten, auf den Leverage im Finanzsektor und auf die Refinanzierungs-Risiken. Die Fed beurteilt die Risikoaufschläge von Unternehmensanleihen und Aktien als neutral, hingegen erachtet sie den Immobilien-Markt für überbewertet und verweist auf den fortschreitenden Preiszerfall.

Wohl dank der Inflation ist die als moderat beurteilte private Verschuldung im Vergleich zum nominellen BIP leicht gefallen. Die Haushaltsschulden sind jedoch bei wenigen grossen Kredit-Instituten konzentriert. Anders im Unternehmenssektor, wo die Fed eine hohe Verschuldung ortet. Sie stellt fest, dass Hochrisiko-Schuldner nur noch schwerlich neue Emissionen am Kapitalmarkt tätigen können. Die Bonität der gesamten Unternehmen, gemessen an der Zinsdeckung, sei dennoch erst leicht abgebröckelt.

Managementfehler und Liquiditätsengpässe haben seit März 2023 zu mehreren Bankzusammenbrüchen geführt. Um einen Domino-Effekt zu verhindern, mussten die US-Fed und das US-Treasury mit Garantien in den Markt eingreifen. Die Broker-Dealer-Verschuldung sei eher gering und sie hielten sich mit Eigengeschäften zurück, was die Liquidität der Finanzmärkte beeinträchtige und zu höheren Volatilitäten führte. Hedge-Funds seien hingegen sehr hoch verschuldet. Auch die Kredite an andere Nicht-Banken im Finanzsektor lägen immer noch auf erhöhtem Niveau.

Die Refinanzierungs-Risiken hätten nach dem Fall der SVB spürbar zugenommen. Solche Risiken seien nicht nur bei Kommerzbanken, sondern auch bei Geldmarktfonds oder Stablecoins-Funds anzutreffen. Einige Anlagefonds seien von Grossliquidationen bedroht. Auch die Liquidität einiger Lebensversicherer sei zusehends gefährdet, da sie auf vielen illiquiden Aktiven sässen.

Die georteten Schwelbrände sind noch nicht gelöscht und könnten zu einem Flächenbrand ausarten. Gemeint sind sinkende Häuserpreise, kostspielige Umschuldungen, Leerstands-Probleme bei kommerziellen Immobilien, Allzeitrekord-Kreditkartenkredite, vorhersehbare Finanznöte vieler Kommunen, die die tiefen Zinsen der letzten Jahre zur Finanzierung unsinniger Projekte nutzten, und Fälligkeiten vieler Hochrisiko-Anleihen in den Jahren 2025 und 2026. Fehlt nur noch eine Rezession und dann gilt: fasten your seatbelts!