Es war ein Annus horribilis, ein Horrorjahr für die Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd. Diese Kolumne ist viel zu kurz, um all die Skandale und politischen Fehltritte aufzuzählen, die sie in diesen zwölf Monaten gesammelt hat. Zuletzt kritisierte sie auch ihr eigener Parteichef Gerhard Pfister für ihre Egoshow beim Empfang von EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen in Bern, der sie fast zu Füssen fiel, um sich danach vor den Fragen der Journalisten zu drücken.

Rüstungsflops am Laufmeter, Skandal um Skandal bei der Ruag, Fälle von Vetterliwirtschaft, ein US-Präsidenten-Lohn für ihre Walliser Busenfreundin Brigitte Hauser-Süess, die Selenskyj-Festspiele auf dem Bürgenstock, das Schlamassel um die Besetzung des Chefpostens des neuen Staatssekretariats für Sicherheitspolitik et cetera – ein Schweizer Bundespräsident hat wahrscheinlich noch nie so zahlreiche Negativschlagzeilen gemacht wie Amherd 2024. Damit macht sie selbst Affärenkönig Alain Berset Konkurrenz.

Und doch: Die Fehltritte am Laufmeter sind am Ende wohl weniger verheerend als das politisch-strategische Vermächtnis dieses Jahres: Amherd hat die Schweiz vor und hinter den Kulissen konsequent der Nato angenähert. Und damit der röchelnden Schweizer Neutralität einen weiteren Stoss versetzt.

Sein ist wahrgenommen werden, darum nützt es auch nichts, wenn der Bundesrat das Gegenteil beteuert: In den Augen der Welt ist die Schweiz kein neutraler Staat mehr, sie erscheint vielmehr wie eine schockverliebte Braut, die sich in die Arme des westlichen Bündnisses schmeissen will.

Wenn unsere Sicherheit, unser Frieden, unsere Stabilität wanken, dann auch und besonders dank Nato-Freundin Amherd.