«Wir recherchieren, fragen nach, ordnen ein und decken auf» – mit diesen hehren Worten stellt sich das Online-Medium Republik selbst vor. Doch seit der Publikation des jüngsten Geschäftsberichtes wird klar, dass dieser Leitspruch nicht für die Republik selber gilt.
Kein Wunder, dass die Existenzberechtigung für das Journalismus-Projekt bereits öffentlich thematisiert wird.
Wie konnte es so weit kommen? Ein Teil der Erklärung ist in den Angaben der neuesten Jahresrechnung zu finden, die als Erstes vom Wirtschafts-Newsportal Muula.ch in die Diskussion gebracht worden war, bevor andere Medien folgten.
Im vergangenen Jahr merkte die Republik-Führung nämlich urplötzlich, dass Spenden der Jahre 2017 bis 2020 wahrscheinlich Schenkungen waren und dass darauf Schenkungssteuern von bis zu 820.000 Franken hätten gezahlt werden müssen.
Zudem tätigte die Republik zwischen 2017 und 2021 gruppeninterne Zahlungen, auf denen die Mehrwertsteuer von maximal 110.000 Franken nicht korrekt abgeführt wurde. Es geht also um fast eine Million Steuerfranken.
Der andere Teil der Erklärung für das Läuten der Totenglocken ist im Verlust der Glaubwürdigkeit des Medienhauses zu suchen. Vertrauen sei im Journalismus die härteste Währung, schreibt die Republik auf der eigenen Website.
War die Nichtzahlung womöglich Steuerhinterziehung? Funktioniert das gewählte Konstrukt aus der Genossenschaft und einer Aktiengesellschaft überhaupt? Warum ist es so, dass die Republik die Missstände bereits «im vergangenen Jahr» feststellte und dann Zeit bis zur Publikation des Jahresberichts benötigte, um die Geldgeber überhaupt zu informieren?
Transparenz sieht anders aus.
Die Republik ist nun als Moralapostel mit dem Aufklären von Missständen völlig unglaubwürdig geworden.
Es sei denn, die Verantwortlichen klären radikal auf und begleichen den Schaden aus der eigenen Tasche. Denn die Gönner des Journalismus-Projekts wollten mit ihren Zuwendungen ja sicher nicht einfach den Fiskus unterstützen.
Rico Kutscher ist Betreiber des Wirtschafts-Newsportals muula.ch.