Ein Franken ist kein Mensch. Es gibt unter anderem zwei Unterschiede: Der Franken bewegt sich, auch wenn er selbst nichts tut. Und er ist nicht unbedingt besser, wenn er stärker ist. Beides lässt sich vom Menschen nicht immer sagen. Gerade ist der Franken in Ausnahmeform, gegenüber dem Euro markiert er einen Höchststand.

Zwei Gründe sind dafür verantwortlich. Zum einen ist es die bewusste Tatenlosigkeit der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Sie hat, als im September beinahe alle Welt die Zinsen erhöhte, diese im eigenen Land da gelassen, wo sie waren. Wenn andere, vergleichsweise sichere Währungen mehr Zinsen bieten, schwächt so eine Nichtentscheidung die eigene Währung. Genau das ist passiert, der Franken rauschte im September zwar nicht nach unten, aber er knickte ein bisschen weg.

Das sorgt dafür, dass der jetzige Schub etwas gewaltiger aussieht, als er ist: 1,06 Euro ist der Franken wert, aber bei 1,05 Euro war er früher auch schon mal. Entfacht hat den Schub die Weltpolitik. Das Pulverfass Nahost ist explodiert, die Anleger gruseln sich vor dem, was da noch kommen mag, und fliehen mit ihrem Geld dahin, wo es am wenigsten gruselig ist: Und das ist die Schweiz.

Ist das toll? Es bestätigt das Schweizer Modell als Hort der Stabilität. Und das ist gut. Nicht gut wird es dann, wenn die heimische Industrie unter einem Wechselkurs leidet, der die eigenen Produkte auf dem Weltmarkt unverhältnismässig teuer macht. Spätestens dann wäre die Strategie des Nichtstuns bei der SNB vorbei.