Die deutsche Bürokratie verschlingt Milliarden, berichtet die NZZ. Trotz diverser Entlastungsgesetze scheint die Flut an Vorschriften und Regeln nicht zu schrumpfen. Im Gegenteil.

Zwar sollen neue Massnahmen wie die Abschaffung der Hotelmeldepflicht für Deutsche und kürzere Aufbewahrungsfristen für Belege den jährlichen Aufwand für Unternehmen um rund eine Milliarde Euro senken. Gleichzeitig aber treiben andere Vorgaben die Kosten weiter in die Höhe. So wird die Umsetzung der neuen EU-Richtlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung ab 2028 allein die deutsche Wirtschaft jährlich etwa 1,6 Milliarden Euro kosten.

Unternehmen und Bürger erleben die Bürokratie daher zunehmend als unüberwindbares Hindernis. Marco Buschmann, Ex-Justizminister der inzwischen gescheiterten Ampelkoalition, verglich die Situation mit einem «Sisyphos»-Albtraum: Wo Bürokratie abgebaut werde, wüchsen neue Vorschriften nach. Die jährlichen Bürokratiekosten summieren sich mittlerweile auf 27,1 Milliarden Euro, so der Bericht des nationalen Normenkontrollrats. Selbst geplante Entlastungen durch die Ampelregierung verpuffen durch den gleichzeitigen Zuwachs an neuen Regelungen.

Experten führen den stetigen Anstieg der bürokratischen Lasten auf eine hohe deutsche Risikoaversion zurück, die oft zu kleinteiligen und übermässig detaillierten Regelungen führt. Selbst CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann kündigte an, beim Thema Bürokratieabbau «auf die Tube zu drücken», sollte seine Partei die nächste Regierung stellen.

Beobachter sehen allerdings wenig Hoffnung auf eine echte Trendwende: Die deutsche Verwaltung sei auf engmaschige Kontrolle ausgelegt – ein System, das sich nur schwer reformieren lässt.