80.000 bis 100.000 Palästinenser seien seit dem Beginn des Gaza-Kriegs nach Ägypten geflüchtet, sagte Anfang Mai der palästinensische Botschafter in Kairo, Diab Allouh. Er informierte allerdings nicht darüber, wie sie die Grenze überquert hatten.

Die Ausreise ist teuer, für die meisten unerschwinglich. Pro Kopf müssen Familien für die Ausreise aus Gaza bis zu 5000 Dollar bezahlen (nur Palästinensern mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit bleibt die Gebühr erspart).

Denkbar ist aber auch, dass viele Flüchtlinge einen der zahlreichen Schmuggeltunnels zwischen Gaza und Ägypten benutzt haben, die von der israelischen Armee bei ihrer Offensive in der Grenzstadt Rafah entdeckt wurden.

In Ägypten gibt man den palästinensischen Flüchtlingen zu verstehen, dass sie nicht willkommen sind. Die Regierung befürchtet, dass ein Zustrom von Palästinensern, einschliesslich militanter Kämpfer, in den Sinai den dschihadistischen Aufstand wiederbeleben könnte, der die Halbinsel einige Jahre lang heimgesucht hat. Ganz oben auf der Liste der ägyptischen Sorgen steht, dass unter den Flüchgtlingen auch Hamas-Terroristen sein könnten.

Einige von ihnen haben zwar Wege gefunden, im Exil ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Aber wer keine Papiere hat, um seine Kinder in Schulen einzuschreiben, Geschäfte oder Bankkonten zu eröffnen, zu reisen oder eine Krankenversicherung abzuschliessen, sucht sein Glück in Europa.

Gegen Ende 2023 war bei der EU ein Anstieg der Anträge von Palästinensern zu verzeichnen.

2023 wurden 11.561 Asylanträge eingereicht, rund 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Wunschdestinationen sind vor allem Griechenland, Belgien und Deutschland.