Die Völkerrechtlerin hat mal wieder eine Idee.
Annalena Baerbock will Wladimir Putin vor einem Sondergericht den Prozess machen. Nicht nach internationalem Recht, sondern nach ukrainischem.
Mit Völkerrecht hat das wenig zu tun. Eher mit Siegerjustiz. Voraussetzung wäre, dass man den Kremlchef in Handschellen abführt, in einen orangefarbenen Jumpsuit steckt und überstellt. Warum nicht gleich nach Kiew?
Aber gibt es nicht den Internationalen Strafgerichtshof?
Richtig, aber der kann nicht aktiv werden. Denn Russland erkennt diese Kammer nicht an. Übrigens ebenso wenig wie die USA.
Das heisst: Bürger dieser Staaten kann das Gericht nicht belangen. Daher hat sein Präsident vorgeschlagen, Wege zu suchen, auch diese Drittstaaten anklagen zu können. So würde internationales Recht gewahrt.
Klingt doch nach einer guten Idee. Jein.
Denn dann könnten auch amerikanische Kriegsverbrecher zur Rechenschaft gezogen werden – und das will Baerbock tunlichst vermeiden. Wozu vertritt sie Washingtons Interessen?
Ich würde Baerbock gerne mal fragen, was denn aus ihrer Sicht die unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Reaktionen rechtfertigt, einmal beim russischen Einmarsch in die Ukraine und dann beim Einmarsch der USA im Irak. Die Folgen für die Menschen (und die Kinder!) im Irak, waren doch um Größenordnungen gravierender als für die Ukrainer. Den Irakern hat schließlich niemand aus dem Wertewesten irgendwie beigestanden oder materielle Unterstützung geleistet.
Also nun mal Klartext: Der Krieg in der Ukraine hat am 20.2.2014 mit dem Maidan-Aufstand bzw. "eigentlich auch eine Art von Einmarsch, aber der USA bzw. CIA" begonnen. Der Einmarsch der Russen, glaube ich hat erst am 24.2.2022 stattgefunden, also lange nach der Sezession der Krim von der Ukraine. Man kann nicht einfach an einem beliebigen Ort und Zeitpunkt in die Geschichte einsteigen, den jedes Ereignis hat eben auch eine Vorgeschichte oder Vorgeschichten.
Herr Koydl, dass "Baerbock tunlichst vermeiden will, dass amerikanische Kriegsverbrecher zur Rechenschaft gezogen werden" halte ich für ein Gerücht, denn so tief hat die selbsternannte 'Völkerrechtlerin' noch nie ins Völkerrecht geschaut. Und ausserdem, was Annalena will oder vermeiden will, interessiert eh niemanden - ein Forist erwähnte schon (s. u.) den berühmten Sack Reis in China.