Die Dresdner Frauenkirche, dieses einmalige Symbol des lutherischen Protestantismus, ist am 15. Februar 1945 um zehn Uhr morgens endgültig zusammengestürzt. In der Katastrophe der Bombardements durch amerikanische und britische Flieger fiel nicht nur dieses Kulturdenkmal, sondern das alte Dresden fast ganz in Schutt und Asche. Damals wurden weit über 20.000 Menschen getötet, zumeist Frauen und Kinder.
Als Zeichen der Versöhnung baute man die barocke Frauenkirche nach der Wende ab 1994 wieder auf und konnte am 30.Oktober 2005 das Gebäude feierlich neu einweihen. Es sollte ein Symbol der Völkerverständigung und der Versöhnung nach der Tragödie des Zweiten Weltkriegs sein. Auch die einstigen Kriegsgegner haben sich am Wiederaufbau beteiligt, sehr viele Private ermöglichten mit ihren Spenden die Neueröffnung.
Nun, da sich die Wahlen ins Europäische Parlament vom 9. Juni und die sächsischen Landtagswahlen vom 1. September nähern, zeigen die Verantwortlichen der Frauenkirche ganz eigentümlich Flagge: «Wir haben die Wahl», steht da über einem Wahlkreuz, das sich für «Pluralismus, Teilhabe, Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit, Streitkultur, Zivilcourage» ausspricht. Und schliesslich für Demokratie, wonach in etwas kleinerer Schrift der eigentliche Kern der Botschaft folgt: «Gegen Rechtspopulismus».
Mit Rechtspopulismus ist selbstverständlich die AfD gemeint. Noch Anfang Januar stand diese Partei in Umfragen bei 34 Prozent. Wenn nun die Frauenkirche aufruft, gegen die Opposition zu opponieren, führt sie ihre Forderung nach Pluralismus, Teilhabe, Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit, Streitkultur und Zivilcourage ad absurdum.
Ausgrenzung ist das Gegenteil von alledem. Und Zivilcourage brauchen angesichts der Verteufelung und Kriminalisierung nicht die Gegner der AfD, sondern ihre Mitglieder und Anhänger. Auffallend ist auch, dass die Dresdner Frauenkirche etwas gegen den Rechtspopulismus hat, aber sich mit keinem Wort gegen den Linkspopulismus ausspricht.
Und dieser Linkspopulismus ist angesichts von riesigen Versprechen bei leeren Kassen, Klimahysterie, Kriegsbegeisterung, Migrationsdebakel, drohendem Strommangel und Deindustrialisierung um einiges gefährlicher. Die Kirche muss sich über den «fortlaufenden Erfolg» nicht wundern, wenn sie ausgrenzend politisiert und Parteien begeifert, statt die Frohbotschaft der Bibel zu verkünden.
Gerade noch 16 Prozent bekennen sich im Bundesland Sachsen zur evangelischen Kirche. Wenn vom Drittel der AfD-Wähler die bislang treuen Protestanten angesichts solcher Transparente an der Frauenkirche auch noch wegbrechen, dürften es bald noch erheblich weniger sein.