Im vergangenen Jahr begnadigte die damalige Staatspräsidentin Katalin Novák einen Pädophilie-Beihelfer. Justizministerin Judit Varga stimmte zu. Das blieb unbemerkt, bis Medien daraus vor den Europawahlen ein Thema machten. Novák und Varga traten zurück.

Was damals niemand ahnte: Daraus entstand ein neuer Rivale um die Macht, der Viktor Orbán bei den Wahlen 2026 besiegen möchte. Er heisst Péter Magyar und ist der geschiedene Mann von Ex-Justizministerin Varga. Als sie zurücktrat, trat er in den Ring.

Sein Erfolgsgeheimnis: Er behauptet, als Vargas Ex-Mann Korruption und Machtmissbrauch der Regierungspartei Fidesz von innen erlebt zu haben. Seine damalige Frau nahm er heimlich auf mit vordergründig belastend klingenden Mutmassungen, Regierungsmitglieder hätten in ein Korruptionsverfahren eingegriffen. Das hat sich nicht bestätigen lassen.

Tag für Tag postet Magyar bissige Texte auf Facebook. Das wird von den Medien aufgegriffen. Damit ist er ständig in den Schlagzeilen. Wer Orbán nicht mag und von der ewig impotenten Linksopposition genervt ist, ist mittlerweile zu Magyars neuer Tisza-Partei übergelaufen. Damit haben die Wähler selbst die bisher zersplitterte Opposition vereint: indem sie statt für die alten fünf bis sechs Oppositionsparteien für Tisza stimmten. Bei den Europawahlen kamen so auf Anhieb 29,6 Prozent zusammen und sieben Europaabgeordnete.

Magyar ist der erste ungarische Politiker, der fast ausschliesslich durch seine provokative Nutzung von Facebook zu einem politischen Machtfaktor wurde. Für einen Wahlsieg 2026 braucht er mehr: Kompetent wirkende Führungspersönlichkeiten, Geld, ein Regierungsprogramm, Parteiniederlassungen im ganzen Land, rund 200 Kandidaten für die Parteiliste und die 106 Wahlkreise. Und Medien – noch wird er umschwärmt von den regierungskritischen Medien, aber das kann sich ändern.