Der Bürgenstock-Spuk ist vorbei, ein Frieden in der Ukraine ist um keinen Millimeter näher gerückt. Die Schweiz, einst der Hotelier Europas und der Welt, hat ihre Tradition als neutrale Vermittlerin in einer Weise uminterpretiert, die das Gegenteil davon ist.

Die Bürgenstock-Konferenz hat sich als nutzlos erwiesen, um dem Ziel eines Friedens näher zu kommen. Die Übung war teuer, brachte Einschränkungen für die lokale Bevölkerung, brachte Publicity für Bundespräsidentin Viola Amherd (Mitte) – aber sie brachte nicht den Hauch eines Fortschritts in Richtung Verhandlungen.

Es ist eigentlich ein no-brainer, aber weil es die hohen Staatsleute immer noch nicht wahrhaben wollen, kann man es nicht oft genug wiederholen: Eine Verhandlungs-Lösung kann es nur geben, wenn beide Parteien am Tisch sitzen.

Das Istanbul-Format, wie es Diplomaten nennen, sprich: direkte Verhandlungen, wie sie in der türkischen Metropole ab Ende März 2022 stattgefunden haben, ist der einzige Weg.

Wer wirklich einen Frieden will, sollte nicht Luftschlösser bauen, sondern die Realität in den Blick nehmen. Dazu gehört – ob es einem passt oder nicht – die Situation auf dem Schlachtfeld. Russland hat die Oberhand, Präsident Putin kann aus einer Position der Stärke agieren. Die Sanktionen – auch dies eine unangenehme Tatsache für den Westen – haben daran nichts geändert.

Putin hat letzte Woche klargemacht, dass er gesprächsbereit ist. Aber eine Friedenslösung kann aus seiner Sicht nicht darin bestehen, dass sich Russland aus den annektierten Gebieten in der Ostukraine zurückzieht. Auch müsse die Ukraine einen Verzicht auf eine Nato-Mitgliedschaft erklären. Dann würden die Kriegshandlungen sofort und dauerhaft eingestellt.

Natürlich wäre das schmerzhaft für die Ukraine. Aber was wäre die Alternative? Ein Sieg Kiews über Moskau? Präsident Selenskyj propagiert das noch immer, und viele westliche Staaten unterstützen ihn dabei.

Bloss: Dieses Szenario ist reines Wunschdenken. Wer an ihm festhält, mag Unbeugsamkeit demonstrieren, aber er wird, realistisch betrachtet, scheitern.

Inzwischen hört man von immer mehr Staaten, vor allem aus dem globalen Süden, aber selbst von den USA, dass sie Kiew dazu drängen, von seiner Maximalposition abzurücken.

Eine nächste Konferenz – diesmal eine, die dem Frieden auch wirklich eine Chance gibt – müsste ausserhalb Europas stattfinden. Hier ist das diplomatische Gelände zu vermint. Und selbstverständlich müsste Russland dabei sein.

Und die Schweiz? Sie täte gut daran, nach der grossen Show zurück zu harter diplomatischer Arbeit zu finden – unter Wahrung ihrer bewährten Neutralität. Das Scheinwerferlicht ist da nur hinderlich. Im Blitzgewitter der Fotografen verhandelt man nicht.

Also ab hinter die Kulissen!