Der Westen schwelgt täglich in Symbolpolitik für die Ukraine und wundert sich, warum der Rest der Welt nicht mitmacht.

Realpolitik wird derweil anderswo gemacht – in Peking.

Auf chinesische Vermittlung einigten sich die Erzfeinde Iran und Saudi-Arabien auf die Aufnahme diplomatischer Beziehungen – «im Lichte ihrer brüderlichen Bande».

Was wie eine Petitesse klingt, ist von grosser Tragweite – für den Nahen Osten, für Israel, die Vereinigten Staaten und Europa.

Die USA haben den Iran in die Ecke der bösen Schmuddelkinder verbannt und auf eine Allianz gegen die Mullahs gesetzt. Der gemeinsame Feind sollte die alten Feinde Israel und Arabien zu Verbündeten machen.

Dass die Saudis diesen Plan nun unterlaufen, beschädigt Amerikas Ansehen im Nahen Osten. Schwerer wiegt, dass nach Russland auch China in einer Region auf den Plan tritt, in der einst nur die USA das Sagen hatten.

In die Röhre kuckt auch Europa – geografisch, energie- und migrationspolitisch der engste Nachbar. Die Europäer werden überhaupt nicht mehr gefragt.

Wen wundert’s. Solange Europa wolkige Werte-Worthülsen der USA nachbetet, anstatt eigene Interessen durchzusetzen, wird man es immer weniger ernst nehmen.