Soldaten signieren gerne Bomben und Granaten. Oder versehen sie mit einer Adresse. Im Ersten Weltkrieg beschriftete man Artilleriegeschosse. Im Zweiten Weltkrieg Flugzeugbomben. Und noch die GIs in Vietnam oder im Irak adressierten ihre Sprengladungen gerne an «Charly» oder Saddam Hussein.

Man kann das abstossend finden, und sicher ist es das auch. Doch Soldaten stehen unter einem gewaltigen Stress. Sie brauchen ein Feindbild. Und je abstrakter der Krieg wird und je entfernter und weniger zu greifen der Feind, desto stärker wird das Bedürfnis, diesen zumindest symbolisch direkt zu adressieren und zu bekämpfen.

Definitiv zynisch und geschmacklos ist es jedoch, wenn Politiker in feinem Zwirn und Krawatte bei einem PR-Termin markige Sprüche auf tödliche Waffen schreiben. So wie etwa der demokratische Gouverneur Josh Shapiro anlässlich eines Besuches des ukrainischen Präsidenten Selenskyj bei der Army Ammunition Plant in Scranton im Bundesstaat Pennsylvania.

Noch peinlicher und geradezu lächerlich wird das Ganze, wenn es sich bei den signierten Waffen nicht einmal um Granaten handelt, sondern um Granatenhülsen. Denn nur die werden in Scranton gefertigt. Dass Shapiro in einem Tweet die Granatenhülsen-Fabrik zu einem «Arsenal der Demokratie» hochjubelt, rundet das Entlarvende dieser Szene ab.

So wird aus einer zynischen Geste nassforscher Möchtegernkrieger das lächerliche Bild PR-geiler Politiker, die aus ihrer Menschenverachtung keinen Hehl machen – und es sich dafür nicht nehmen lassen, sogar hohle Metallkörper zu bekritzeln. Armseliger geht es eigentlich kaum noch.