Handwerker sind meistens angenehme Leute, besonders jene, die mit Holz arbeiten. Sie wissen, dass sie etwas können, was die meisten anderen Menschen nicht können, etwa Genderforscher, Influencerinnen, Bürokraten oder Politiker. Das macht grosszügig.

Deshalb sind sie auch nett mit ihm umgegangen, dem Olaf Scholz, von Beruf Bundeskanzler, der sich in Dresden bei einem Holzbaubetrieb umsah. Die Zimmerleute in klassischer Kluft gaben ihm sogar einen Akkuschrauber in die Hand, mit dem er eine Schraube ins Holz hätte schrauben dürfen. Doch dazu muss man so einen Schrauber auch ordentlich festhalten, sonst bricht er aus. Doch wer höchstens mal einen schlanken Füller in der Hand hält, um irgendeine unsinnige Gesetzesvorlage zu unterschreiben, ist offenbar einem etwas grösseren Gerät nicht mehr gewachsen. Der Schrauber drehte frei. Scholz guckte betreten. Doch keiner der netten Jungs hat gelacht. Einer hat ihn sogar gelobt: «Das war schon ganz gut für das erste Mal.» Das hat der Profi richtig erkannt: Es dürfte tatsächlich das erste Mal gewesen sein.

Dabei wäre unser Olaf am liebsten Zimmermann geworden, wie er auf seinem eigenen Tiktok-Kanal gestand! Beste Grundlage fürs Berufsleben! Spass macht es auch noch! Im Übrigen: «Handwerk ist wichtig, weil – irgendeiner muss die Arbeit ja machen!»

Stimmt. Und all jene, die die Arbeit machen, sollten Anspruch haben auf ein Regierungspersonal, das ganze Sätze sinnvoll und fehlerfrei artikulieren kann und sich wenigstens ein bisschen im Leben der Bürger auskennt.

Es gibt in der Bundesrepublik um die fünfeinhalb Millionen Menschen, die in einem der 500.000 Handwerksbetriebe arbeiten. Das müsste ein Bundeskanzler eigentlich wissen und entsprechend würdigen. Und was er auch wissen müsste: Die sozialdemokratische Arbeiterbewegung entstand im 19. Jahrhundert aus dem Zusammenschluss überwiegend von Handwerkern. August Bebel etwa, Galionsfigur der SPD, als die Partei ihre Geschichte noch wichtig nahm, war gelernter Drechsler und engagiert in der Bildungsbewegung, wie viele seiner Genossen, darunter Zigarrenmacher, Schuhmacher, Zimmerleute, Büchsenmacher. Bildung war das Zauberwort damals. Auch davon weiss die heutige SPD nichts mehr.

Dafür kann der sozialdemokratische Kanzler unfallfrei «Handwerker und Handwerkerin» aufsagen, obzwar es im Handwerk gerade mal 10,8 Prozent Frauen gibt. Hauptsache gendergerecht!

Doch It’s a man’s world, wie James Brown zutreffend sang, und ohne diese Männer wäre unser Leben grau und leer. Unter den 65,4 Prozent Frauen in Büroberufen sind womöglich auch nur wenige, die eine Lampe reparieren, das verstopfte Klo reinigen oder lockere Schrauben anziehen können. Das muss man im Übrigen auch nicht können, wenn frau quotiert ins Parlament einziehen und dort die Welt verbessern soll, dafür braucht es keine praktischen Fertigkeiten und oft noch nicht einmal Alltagsverstand. Man merkt es den Reden an.

Dem beflissenen Hochloben der Frauen entspricht die Abwertung der Männlichkeit, und man merkt Olaf Scholz an, dass ihm die Sorte Männlichkeit der Zimmerleute selten begegnet. Wirklich verwunderlich ist das nicht. Schon lange ist die SPD keine Arbeiterpartei mehr, sondern eher eine Lobbyorganisation aller möglichen modischen Identitäten. Womöglich kennt sich Scholz mit einer Drag-Queen besser aus als mit so einem gestandenen Kerl, der schwindelfrei auf dem Dachstuhl stehen kann.

Es ist ja nicht nur eine völlig verfehlte Wirtschaftspolitik, die Deutschland, einst Land der Erfinder und Ingenieure, an den Abgrund treibt. Es ist auch die Abwertung von Berufen, bei denen es schon mal stinkt und staubt, man denke etwa an die ständige Verleumdung der Landwirte als Vergifter und Tierquäler. Hinzu kommt der Hang zur Akademisierung. Lehre genügt nicht, es muss schon die Universität sein, wo jede Menge Geschwätzwissenschaftler produziert werden, die niemand braucht und die darauf hoffen müssen, von der Politik in Lohn und Brot gebracht zu werden. Da gibts ja einiges zu holen, etwa als Beauftragter für dies oder jenes oder als Inhaber jener 5000 Stellen, die kürzlich von Lisa Paus beansprucht wurden, um des Staates milde Gaben zu verwalten.

Freie Wissenschaft findet an den Universitäten kaum noch statt, man liefert das von der Politik erwünschte. Kurz: Deutschland ist dabei, sein kreatives Potenzial zu verspielen.

Und doch: ganz im Stillen sägen und schrauben sie noch, die Männer vom Handwerk.

Die 3 Top-Kommentare zu "Handwerk vor Gendern: Es gibt in der Bundesrepublik um die fünfeinhalb Millionen Handwerker. Sie haben Anspruch auf eine Regierung, die sich wenigstens ein bisschen im Leben der Bürger auskennt"
  • in_dubio

    Schaut man sich die Hunderte von Milliarden an, die fuer den Import von „Fachkraeften“ aus dem Ausland und die Rettung von Banken ausgegeben werden|wurden, wundert es nicht, dass es fuer Handwerker keinen Platz mehr in der Systemrelevanz gibt. Die duerfen sich dafuer ueber immer mehr Buerokratie und Regulierungen freuen, mit dem Ergebnis, dass viele ueber Abwanderung nachdenken oder diese schon vollzogen haben.

  • dino

    Danke Frau Cora Stephan für diesen treffenden Artikel. HOCH LEBE das HANDWERK. "Irgend jemand muss am Ende ja die Arbeit machen." Ja liebe Politiker und Bürokraten, liebe Genderwissenschaftler und Quotenbeauftragte. Wertschöpfung wird am Ende nur durch das Handwerk generiert. Aber es ist weniger anstrengend, und mitlerweile leider auch viel lukrativer, sich am Bürokratentrog verköstigen zu lassen. Da kann man viel heisse Luft produzieren, und die Verantwortung tragen immer die Anderen.

  • Letzte Bastion

    Scholz muss bald einsam werden als Deutscher in Deutschland. Seine Landsleute sind bald alle in die Schweiz ausgewandert. Aber er wird sich nicht an alte Zeiten erinnern können, wie auch bei Cum-ex nicht mehr. Machen auch wir die Grenze nach Norden zu, denn sonst können unsere Nachbarn gar nicht geniessen was sie gewählt haben.