Der ehemalige US-Aussenminister und Architekt des Friedens zwischen Israel und Ägypten, Henry Kissinger, 100, im exklusiven Interview mit Welt-TV. Wir danken der Axel Springer SE und ihrem Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner für die freundliche Genehmigung, die Transkription seines Interviews mit Henry Kissinger veröffentlichen zu dürfen. Das Video-Interview finden Sie auf Welt.de.
Mathias Döpfner: Henry, wir sitzen hier in Ihrem wunderschönen Landhaus in Kent und gleichzeitig ist Israel genau 50 Jahre nach dem Jom-Kippur-Krieg einer besonders brutalen Form des Krieges ausgesetzt. Ist das auch eine Folge westlicher Naivität im Umgang mit islamistischem Fundamentalismus?
Henry Kissinger: Es ist teilweise eine Folge dessen, dass die Hamas glaubte, dass sie mit der Unterstützung ihrer Nachbarn und der Duldung anderer Länder, einschliesslich Europa, solch einen Akt ausführen könne, ohne selbst schweren Schaden davonzutragen. Ohne diese Vorstellung hätte sie es niemals getan.
Döpfner: Die Hamas hat angekündigt, dass sie für jeden israelischen Angriff auf Gaza eine israelische Geisel töten würde. Ich denke, es ist eine schrecklich schwierige Entscheidung für einen Politiker. Was würden Sie als Staatsoberhaupt tun? Was würden Sie empfehlen? Wie man mit dieser Erpressung umgeht?
Kissinger: Es ist eine herzzerreissende Entscheidung, die da getroffen werden muss. Und für mich ist es nicht möglich, diese Frage von aussen vollständig zu beantworten. Aus einem theoretischen und konzeptionellen Blickwinkel betrachtet, würde ich sagen, dass wir uns nicht darauf einlassen können. Denn dass diese Art der Kriegsführung erlaubt wird, wenn Terroristen ganz offen erscheinen, Geiseln nehmen und Menschen töten können und die internationale Gemeinschaft dann von Frieden mit den Menschen spricht, die den Konflikt verursacht haben, ist in Israel nicht denkbar.
Es muss irgendeine Form von Bestrafung geben. Es muss eine ernst zu nehmende Beschränkung ihrer Fähigkeiten geben, solche Aktionen zu wiederholen. Wir haben es mit einem unverhohlenen Akt der Aggression durch ein Land zu tun, das in gewisser Hinsicht durch Israel befreit wurde. In dem Sinne, dass Israel ihm seine Freiheit gewährt hat, als es seine Streitkräfte abzog. Natürlich besteht die erste instinktive Reaktion darin, den Frieden zurückzubringen, aber man kann keinen Menschen Zugeständnisse machen, die durch ihre Taten eindeutig bewiesen haben, dass mit ihnen kein Frieden möglich ist.
Döpfner: Was erwarten Sie von der Europäischen Union in diesem Zusammenhang?
Kissinger: Sie sollte Ländern, die derzeit nicht am Konflikt beteiligt sind, klar machen, dass sie einen Preis dafür zahlen werden, wenn sie sich beteiligen.
Döpfner: Was sollte Deutschland in dieser Situation tun?
Kissinger: Ich glaube, es sollte bedingungslose politische Unterstützung für die israelischen Aktionen geben.
Döpfner: Nur politische Unterstützung oder auch militärische?
Henry Kissinger: Ich weiss nicht, welchen Bedarf es derzeit gibt, aber im Extremfall ja.
Döpfner: Sie sind in Deutschland geboren und haben den Holocaust überlebt. Wie fühlt es sich an, wenn jetzt auf Berliner Strassen Araber den Angriff auf Israel öffentlich feiern und Süssigkeiten an andere Menschen verteilen?
Kissinger: Ich habe keine Ressentiments gegen die Menschen in Deutschland. Feierlichkeiten über das, was geschehen ist, da es ja in technischer Hinsicht eine kriminelle Tat ist, empfinde ich als schmerzvoll. Es war ein grosser Fehler, so viele Menschen mit einem kulturell und religiös vollkommen anderen konzeptionellen Hintergrund reinzulassen, weil dadurch Interessengruppen im jeweiligen Land entstehen.
Döpfner: Henry, lassen Sie mich nach Ihren eigenen Erinnerungen an die Friedensverhandlungen zur Beilegung des Jom-Kippur-Krieges fragen. Kann man daraus etwas für die heutigen Ereignisse lernen?
Kissinger: Der Nahost-Konflikt birgt die Gefahr einer Eskalation dadurch, dass weitere arabische Länder durch den Druck ihrer jeweiligen öffentlichen Meinung hineingezogen werden. Dann sind wir wieder da, wo wir 1973 waren. 1973 hatten wir das Glück, dass Sadat ein arabischer Staatschef mit einer Vision für die Zukunft war. Daher war es möglich, ein Friedensabkommen mit ihm zu schliessen, das zum Auslöser für ein ähnliches Abkommen mit Syrien wurde.
Ich glaube nicht, dass es solche Führungspersönlichkeiten in der Gruppierung der Hamas gibt. Ich glaube, die Hamas sollte von der politischen Bühne ausgeschlossen werden.
Döpfner: Was, glauben Sie, sind die wirklichen Ziele der Täter?
Kissinger: Ihre Ziele können nur darin bestehen, die arabische Welt gegen Israel zu mobilisieren und vom Weg der friedlichen Verhandlung abzuweichen. Gleichzeitig halte ich es für möglich, dass Israel Massnahmen gegen diejenigen ergreifen wird, die es für die Hintermänner der Täter hält.
Döpfner: Und das ist Iran.
Kissinger: Das ist der Iran. Und es ist auch möglich, dass die grossen Mengen an Waffen, die sich im Libanon angesammelt haben, gegen Israel eingesetzt werden.
Döpfner: Henry, eine letzte Frage: Das, was wir jetzt in der Ukraine und in Israel erleben, sind das immer noch regionale Kriege oder ist es ein fundamentaler Angriff auf die Demokratie?
Kissinger: Es ist ein fundamentaler Angriff auf das internationale System durch die jeweiligen Akteure. Vor allem aber, was die Situation in Gaza heutzutage betrifft, spricht alles dafür, dass Israel seine Souveränität in diesem Gebiet wiederherstellen muss und dass es nicht erlauben kann, dass Gaza zu einer Situation zurückkehrt, aus der heraus eine grosse Zahl an Geiseln genommen und Tausende Menschen getötet werden, und dann erwartet, unter solchen Bedingungen Seite an Seite mit Israel zu leben.
Ich würde auch behaupten, dass jede europäische Nation dieselben Interessen teilt, denn dieselbe Haltung kann sich schliesslich auch in Richtung Europa wenden.
Die Einwanderung kulturfremder Massen als Fehler zu bezeichnen, unterstellt den dafür verantwortlichen Politikern Naivität. Sie war spätestens seit Merkel beständiger Inhalt einer hypermoralischen Agenda, die die Schuld und Verantwortung der Deutschen für fast alles Elend der Welt hervorhob und die problematische Armutsmigration als Sühne, aber auch Bereicherung darstellte. Der US-affine Wille dieser Agenda ist dabei nicht zu übersehen Die schmerzhafte Realität erzwingt nun ein Umdenken.
Henry Kissinger- ein Mann mit vielen Gesichtern. Bilderberg, Schwab war sein Protegé (WEF), unter US- Präsident Nixon ( Watergate) off. Berater für Außen- u. Sicherheitspolitik, Berater v. American Express, Fiat, Rio Tino, Lehman Brothers, Merck, Heinz, Volvo u. JP Morgan … Sogar das SRF titelt zu seinem 100. Geburtstag: „US-Diplomat wird 100 Jahre alt“ „Kissinger: von den einen bewundert, von den anderen verachtet“. Ich frage mich, wessen Interessen er mit 100 Jahren noch vertritt. Weise?
Welch heuchlerisches Interview. Henry Kissinger weiss genau um die ränkeschmiedende Goepolitik die über Leichen geht und sich hüben wie drüben nicht darum schert, wieviele Menschen sterben müssen. Er hat da selber tüchtig mitgemischt.