Zugbegleitern der Süd-Thüringen-Bahn ist es ab sofort freigestellt, die Fahrscheine von Ausländern zu kontrollieren. Dies sei eine Massnahme zur «Deeskalation», teilte die Bahn der Thüringer Allgemeinen mit.

Hintergrund ist ein Leserbrief eines Ehepaares, das beobachtet haben will, dass eine Zugbegleiterin nur die Tickets deutscher Reisender kontrollierte. Die Bahn wies den Vorwurf zurück und erklärte, die Kontrolle der Fahrkarten der ausländischen Fahrgäste habe vermutlich schon vor dem Einsteigen des Ehepaares stattgefunden. Dennoch können die Zugbegleiter zur Vermeidung von Konflikten entscheiden, auf die Kontrolle zu verzichten.

Der Betriebsrat der Süd-Thüringen-Bahn warnt vor «Personen mit Migrationshintergrund» und schildert in einem Schreiben an Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) Gewaltszenen in den Zügen. Vor allem weibliche Zugbegleiter seien häufig Opfer von Drohungen und Übergriffen. Auch männliche Mitarbeiter seien betroffen, sodass Schwarzfahren oft «hilflos» toleriert werde. In einem Fall habe eine Zugführerin die Fahrt unter «Todesangst» fortsetzen müssen, nachdem sie während eines Angriffs technische Probleme im Zug habe beheben müssen.

Die Süd-Thüringen-Bahn reagierte mit verstärkten Sicherheitsmassnahmen, die das Thüringer Infrastrukturministerium unterstützt. Bis Ende des Jahres sind 336.000 Euro für zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen vorgesehen. Gleichzeitig sollen Asylbewerber in Erstaufnahme-Einrichtungen über die Verhaltensregeln im Zugverkehr informiert werden.