Rot-Grün färbt ab. Das jedenfalls ist Christian Lindner passiert.

Der FDP-Chef und Finanzminister sitzt seit anderthalb Jahren in der Regierungskoalition mit SPD und Grünen. Manchmal hat er in dieser Zeit ein bisschen Opposition gespielt, aber selbstverständlich nie so, dass es brenzlig wurde. Verbrenner-Aus, Heizungszwangstausch, demnächst vielleicht Zwangsenteignungen von Wohnungsbau-Unternehmen – die FDP und ihr Vorturner machen zwar manchmal Männchen, am Ende ziehen sie jedoch zuverlässig mit.

Da passt es, dass Lindner jetzt feststellt: «Niemand, der aus sozialpolitischen Gründen sagt, ‹ich bin nicht zufrieden mit der gegenwärtigen Politik›, muss AfD wählen. Es tut mir in der Seele weh, es zu sagen, aber im Notfall könnte man noch die Linkspartei wählen.» So viel Seelenstriptease wäre gar nicht nötig gewesen, lieber Herr Lindner.

Wir wussten es inzwischen schon: In der Seele sind Sie eher ein Linker als ein Rechter. Und als Wahlempfehlung wird der Satz auch verpuffen: Die Menschen wählen diejenigen, denen sie die Lösung ihrer Probleme am ehesten zutrauen.

Derzeit ist das meistens keine der Parteien, die in der Berliner Ampel-Regierung sitzen.