Der Dokumentarfilm im ZDF lenkt das Thema in Deutschland für einen Moment von den neuen Sommermärchen-Gefühlen um das EM-Heimteam ab: um die Umgangsformen während Corona und die Schuldzuweisungen an Ungeimpfte bei Bayern München.

Rückblick: Dezember 2021, der damals noch ungeimpfte Kimmich befindet sich in Quarantäne. In einer Videoeinspielung sagt er zur Impfdebatte um seine Person: «Am Ende sind wir dahin gekommen, dass es heisst: Es ist die Pandemie der Ungeimpften. Und derjenige, der für die Ungeimpften steht, ist Joshua Kimmich. Also ist auch er für die Pandemie verantwortlich.»

Kimmich sitzt in seinem Haus in München. Hinter ihm steht ein Regal mit Büchern. Der Nationalspieler lässt tief in sein Inneres blicken: «Corona war echt eine brutale Zeit. Wenn du selbst Freunde im Klub hast, die einem … ja…» Kimmichs Stimme stockt, er kämpft mit den Tränen. Der Bayern-Star: «Also ein Kumpel sagt mir, dass weniger Menschen gestorben wären, wenn ich mich hätte impfen lassen. Das ist brutal. Wenn du da keine Familie hast, kannst du zerbrechen, klar.»

Doch Kimmich zerbrach nicht – und er liess sich nicht verbiegen. Dass er während Corona nicht nur selbstreflektierte, sondern sich auch um andere kümmerte, zeigte der vierfache Familienvater mit karitativen und sozialen Projekten. Zusammen mit Berufskollege Leon Goretzka lancierte er die Kampagne «We Kick Corona». Die beiden Fussballer spendeten gemeinsam eine Summe von einer Million Euro. Viele weitere Profi-Sportler schlossen sich der Aktion an.

Damals sagte Kimmich: «Auf dem Platz können wir jeden schlagen. Aber Corona schlagen wir nur gemeinsam!»

Der Kampf gegen die Pandemie ist mittlerweile vorbei. Nun folgt für Joshua Kimmich und seine Kollegen das Rennen um den EM-Titel – mit dem Spiel gegen die Schweiz am Sonntagabend als nächstem Zwischenhalt. Es dürfte auch Schweizer Fans geben, die (zumindest insgeheim) mit dem unbeugsamen deutschen Fussballer sympathisieren.