Er habe die «intellektuelle Schärfe eines Butterbrots». Diesen Titel trägt ein Kommentar im Tages-Anzeiger über ZDF-Satiriker Jan Böhmermann, der unlängst in einem Gastbeitrag in der Wochenzeitung Die Zeit unmittelbar vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen zur Ausgrenzung sogenannter «Gestriger» aufgerufen hat. In seinem Kommentar fordert Böhmermann die Abgrenzung von Personen, die seiner Meinung nach einem veralteten Weltbild anhängen. Wie der Tages-Anzeiger berichtet, stossen seine Aussagen in der Öffentlichkeit und sogar innerhalb der Zeit-Redaktion auf Unverständnis und Ablehnung.

Denn die Reaktionen auf den Artikel sind überwiegend negativ: Kritiker werfen Böhmermann vor, mit intellektueller Arroganz aufzutreten und sich selbst zum moralischen Oberlehrer zu stilisieren.

Jochen Bittner, Korrespondent der Zeit in England, nannte Böhmermanns Beitrag auf der Plattform X ein «erschütterndes Zeugnis intellektueller Leere». Die Zeilen des Komikers hätten die «intellektuelle Schärfe eines Butterbrots», kommentiert Autorin Michèle Binswanger im Tages-Anzeiger. Die satirische Leichtigkeit, die Böhmermann in seiner Fernsehsendung zeigt, weiche in dem Essay einem belehrenden Ton. Allerdings verwechsle Böhmermann seine Show seit längerem mit einer «moralischen Erziehungsanstalt».

Böhmermanns Kommentar verfehlt aus Sicht seiner Kritiker nicht nur die beabsichtigte Wirkung, sondern verstärke die gesellschaftliche Spaltung. Sein Aufruf zur Ausgrenzung «von gestern» lebender Menschen, die er weder genauer definiert noch politisch eindeutig verortet, lässt viel Interpretationsspielraum und wirkt für viele unangebracht polarisierend. Der Kommentar bleibt vage in der Definition dieser «Gestrigen», die seiner Meinung nach für die Misere Deutschlands verantwortlich seien, und könnte somit auf alle angewandt werden, die nicht Böhmermanns Sichtweise teilen.