Zum Glück gab es noch Jeff Bezos. Da konnte man in den letzten Tagen vor der US-Wahl den Empöro-Meter noch mal so richtig in Gang setzen.
«Jeff Bezos knickt vor Donald Trump ein», empörte sich der Spiegel. Die «Tagesschau» empörte sich, es sei offenkundig, «dass Bezos vor Trump eingeknickt ist».
Welcher Knick? Amazon-Gründer Jeff Bezos, der Besitzer der Washington Post, untersagte seiner Redaktion, eine flammende Wahlempfehlung für Kamala Harris zu publizieren. Er begründete, es schade der Glaubwürdigkeit einer Publikation, wenn sie wie ein Partisan nur eine politische Seite propagiere. Das zerstöre Vertrauen.
Tönt vernünftig, aber auf der Redaktion der Washington Post verteidigten sie nun erbittert ihr Recht auf Linksdrall. Auch die Leser tobten, und über 250 000 von ihnen kündigten ihr Abonnement. Schnell haben alle vergessen, dass Bezos die Washington Post vor elf Jahren für 250 Millionen Dollar gekauft und gerettet hatte. Das Blatt stand damals nahe am Konkurs und war auch publizistisch in der Krise. Bezos investierte, stellte Hunderte von neuen Journalisten an und machte die angeschlagene Post wieder zu einem führenden Faktor in der US-Medienbranche.
Egal, auch bei den deutschen Mainstream-Journalisten war der erfolgreiche Verleger Bezos nun schwer unten durch. Die Süddeutsche Zeitung lamentierte gleichfalls über ein «Einknicken vor Donald Trump» und beschimpfte Bezos als «Feigling», weil er sich nicht auf die Seite ihres Kronjuwels Kamala Harris geschlagen hatte.
Die Süddeutsche ist das beste Beispiel für den aktuellen Aggregatszustand der deutschen Medien. Es ist der Zustand der mythischen Beschwörung eines Heilswegs. «Und erlöse uns», titelte messianisch die Süddeutsche Zeitung soeben zu Kamala Harris. Sie sei, so weiss das Blatt, «die Einzige, die die Welt noch vor Trump retten kann». Wieder mal die Welt retten? Das ist so einfältig, dass man besser auf jeden Kommentar verzichtet.
Bei solcher Siegesgewissheit wollen die anderen Kameraden aus der rosaroten Bubble nicht zurückstehen. «Wie Kamala Harris gegen Donald Trump gewinnen will», ermuntert kurz vor der Wahl die Zeit das eigene Lager. Der Stern himmelt sie an als siegreichen «American Dream».
Der Traum dürfte von kurzer Dauer sein. So wie sich die Lage präsentiert, wird Kamala Harris die Wahl verlieren.
Wenn man wissen will, wer eine Wahl gewinnt oder verliert, darf man sich nicht an die Medien halten. Sie sind von Ideologie getrieben. Dann hält man sich besser an die Buchmacher. Die sind von Geld getrieben.
Das Wettgeschäft ist ein brutales Business. Eine Fehleinschätzung kann die Buchmacher Abermillionen kosten. Darum sind ihre Voraussagen abgesicherter als jene der Medien, bei denen eine falsche Prognose finanziell folgenlos bleibt.
Bei den Buchmachern ist Donald Trump derzeit haushoher Favorit. Die zwei grössten Wettanbieter der USA sind Draftkings und BetMGM. Wer bei ihnen 100 Dollar auf Kamala Harris setzt, bekommt bei ihrem Wahlsieg 275 Dollar zurück. Wer hingegen 100 Dollar auf Donald Trump setzt, bekommt bei seinem Wahlsieg nur 144 Dollar zurück.
Die Chance, dass Trump gewinnt, steht damit bei 66 Prozent. Bei Harris sind es 34 Prozent.
Bei den zwei grossen britischen Buchmachern William Hill und Ladbrokes sieht es ebenso aus, und die Briten sind die hartgesottensten Profis im Wettgeschäft. Wer hier 100 Pfund auf Harris setzt, bekommt bei ihrem Sieg 275 Pfund ausbezahlt. Bei Trump sind es bei seinem Sieg nur 145 Pfund. «Der Wettmarkt kennt den Sieger schon. Es ist Trump», kommentierte der britische Daily Telegraph.
Die Buchmacher haben aus 2016 gelernt. Damals überschätzten sie den Frauenbonus und machten Hillary Clinton zu ihrer Favoritin. Auch die Medien feierten verzückt den bevorstehenden Erfolg der ersten Frau. «Clintons historischer Sieg», jubelte der Deutschlandfunk vor der Wahl. Als «ein Sieg für die Geschichtsbücher» beschrieb die Süddeutsche Zeitung Hillarys kommenden Triumph.
Wem soll man bei den Prognosen zu Harris und Trump glauben? Den Journalisten aus der politisierten Medienwelt oder den Geschäftemachern aus der knallharten Wettindustrie? Ich weiss, auf wen ich mein Geld setze.
Der Vergleich Buchmacher-Zunft vs. Journalisten-Zunft ist sehr gut, er macht Sinn. Während die einen auf Facts und Wahrscheinlichkeit bauen, setzen die anderen auf Hoffnung, Wunschdenken und Narrative. 'Auf Fels bauen' vs. 'Auf Sand bauen'. Alles klar!
Nötig ist eine sozial-konservative Politik. Nötig ist eine Alternative zum Kapitalismus, bei der die Freiheit der Menschen nicht zu sehr eingeschränkt wird. Abzulehnen ist z. B. der Leninismus. Bitte googeln: Freichristlicher Schamanismus