Der Doyen der Aussenpolitik, der in wenigen Tagen seinen 100. Geburtstag feiert, empfiehlt dem Westen: Nehmt die Ukraine in die Nato auf.

«Wir haben die Ukraine jetzt so weit aufgerüstet, dass sie das am besten bewaffnete Land mit der strategisch am wenigsten erfahrenen Führung in Europa sein wird», erklärt Kissinger in einem Interview mit dem Economist.

«Wenn der Krieg so endet, wie er wahrscheinlich enden wird, und Russland viele seiner Errungenschaften verliert, aber Sewastopol behält, könnten wir ein unzufriedenes Russland haben, aber auch eine unzufriedene Ukraine – mit anderen Worten ein Gleichgewicht der Unzufriedenheit.»

Daraus folgert Kissinger: «Für die Sicherheit Europas ist es also besser, die Ukraine in der Nato zu haben, wo sie keine nationalen Entscheidungen über territoriale Ansprüche treffen kann.»

Kissinger zeigt sich sehr beunruhigt über den mangelnden Willen im Westen, die Ukraine im Nordatlantischen Bündnis aufzunehmen: «Was die Europäer jetzt sagen, ist meiner Meinung nach wahnsinnig gefährlich. Denn die Europäer sagen: ‹Wir wollen sie nicht in der Nato haben, weil sie zu riskant sind. Und deshalb werden wir sie aufrüsten und ihnen die modernsten Waffen geben.› Wie kann das funktionieren?»

Es ist bemerkenswert, dass dieser Vorschlag von Kissinger kommt, einem langjährigen Kritiker eines Nato-Beitritts der Ukraine. Noch im letzten September erklärte er vor dem Council on Foreign Relations, ein solcher Schritt sei «nicht klug», weil er zu einer weiteren Eskalation des Konflikts führen würde.

Vor Weihnachten rief er im Spectator zu einem Waffenstillstand auf. Demnach würde sich Russland auf die vor der Invasion vom 24. Februar 2022 abgesteckten Frontlinien zurückziehen. Die bereits 2014 von Russland annektierte Krim hingegen sollte Gegenstand von «Verhandlungen» sein.

Bezüglich der Nato-Mitgliedschaft schrieb er damals: Die Ukraine und das westliche Bündnis sollten «miteinander verbunden» werden. Nun spricht er sich für eine vollständige Aufnahme der Ukraine im westlichen Bündnis aus.

Kissinger geniesst den Ruf eines «nüchternen Realisten» und macht sich sowohl gegenüber China und auch gegenüber Russland für Dialog stark.

Im Interview offenbart Kissinger, was er heute Putin sagen würde: «Wenn ich mit Putin sprechen würde, würde ich ihm sagen, dass auch er sicherer ist, wenn die Ukraine in der Nato ist.»

Die 3 Top-Kommentare zu "Kissingers Kehrtwende: Der Doyen der Aussenpolitik plädiert für Nato-Beitritt der Ukraine. Zum Wohle Europas und Russlands"
  • decrinis

    Im Gegenteil, Mr. Kissinger: NATO und USA - raus aus Europa!

  • Mad Maxl

    Schade man hat ihn zum 100 Jährigen zurecht gebogen !

  • Vera natura

    Und dann? Die ganze Welt mit Amerika bizarr Drag Queen gender gugus ? Ist es verboten noch normal klassische Werte zu haben mit Grenzen und historische Wurzeln ? Wird die normale Familie bald verboten ? Diese neuen “Werte “respektiere ich , kein Problem, jedem das seine aber Ich lasse sie mir nicht aufzwingen von Amerika und der EU , ich will selber normal leben und keine Insekten essen und zu komisches Zeug Gezwungen werden von Gates oder Soros und ihre Freunde