Einer der bedeutendsten Denker des alten Griechenlands machte ein weises Geständnis. «Ich weiss, dass ich nichts weiss», erkannte Sokrates. Knapp 2500 Jahre später regiert ein anderer Leitsatz: «Ich weiss alles, auch wenn ich nicht weiss.» Zumindest scheint Markus Lanz danach ausgerichtet zu sein.

Der öffentlich-rechtliche Moderator gefällt sich, wie in seinen Talks regelmässig zu beobachten ist, in der Rolle des angeblich versierten AfD-Erklärers. Immer freilich begleitet von einer gehörigen Portion Alarmismus, wähnt er sich doch auf der Seite der «Guten». Seine neueste Hiobsbotschaft: «Das wahre Parteiprogramm der AfD ist das Spiel mit der Angst.»

Das weist ihn erstens als populistisch begabt aus. Und zweitens muss angemerkt werden, dass Lanz, wie er nun zugegeben hat, das tatsächliche Programm der AfD überhaupt nicht kennt. Mehr noch.

In der aktuellen Folge des vom ZDF produzierten Podcasts «Lanz & Precht» machte er sich sogar lustig darüber, dass Gesprächspartner Richard David Precht das Wahlprogramm der AfD nach eigenen Angaben «heute Morgen drei Stunden lang studiert» habe.

«Das ist nicht dein Ernst?», wundert sich Lanz. Und lacht laut.

Dann macht er deutlich, dass er erstaunt ist, dass die AfD überhaupt ein Programm hat. Dass er sich damit für jedweden Dialog über die von ihm geschmähte Partei disqualifiziert hat, scheint ihn keineswegs zu stören.

Munter plappert er mit Precht drauflos, den sein ausgesprochen spät nachgeholter Wissensvorsprung nicht davor schützt, sich in Absurditäten zu versteigen. Man raunt einander unter anderem zu, dass die AfD möglicherweise die Prügelstrafe an Schulen wieder einführen will. Es ist viel von Wölfen die Rede, zum einen als reale Gefahr, zum anderen als Metapher, die erneut nächste Verdächtigungen befördert. Das scheinbar «harmlose» Programm – «da ist nichts Rassistisches in irgendeiner Form drin» – sei im Grunde «Wolf im Schafspelz».

Statt derart unterirdisch und inkompetent zu debattieren, sollte Lanz endlich seinem eigenen Appell folgen, wonach man AfD-Politiker in Talkshows einladen sollte, um mit ihnen «hart zu diskutieren».

Voraussetzung wäre allerdings, dass er sich dafür mit Wissen rüstet. Nur eine Meinung zu haben, reicht nicht.