Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Kultur des Landes wirklich verstehen. Für jene unter uns, welche Geschichtskenntnisse für obsolet bzw. unnötig halten, zeigt auch die Geschichte rund um den St. Jakob deutlich auf, dass das Geschichtsverständnis überaus wichtig ist. Bei Einbürgerungen in die Schweiz muss man auch aus obig genannten Gründen darauf beharren, das solches Wissen durchaus seinen Stellenwert hat. Ohne Vergangenheit gibt es keine Gegenwart, ohne Gegenwart auch keine Zukunft!
Einmal mehr herzlichen Dank an Christoph Mörgeli und Roman Zeller für diesen interessant und detailliert geschilderten Exkurs in die kämpferische Vergangenheit unserer Heimat Schweiz
Louis XI war König von Frankreich, nicht Kaiser. Die Kaiserwürde haben nur die Bonaparten Napoleon I und Napoleon III für sich beansprucht
Christoph Mörgeli hat so eine angenehme Art, geschichtliches Wissen zu vermitteln. Er sollte sich ernsthaft überlegen, ob er nicht ein Buch über die Geschichte der Schweiz schreiben möchte.
Es gibt Schätzungen, dass es vom 15. Jahrhundert bis zum Verbot des Söldnerwesens durch den BR 1859 bis zu zwei Millionen Eidgenossen im Dienste fremder Herrscher kämpften, so z.B. auch 1789 bei der franz. Rev. Insbesonders für die katholischen Kantone war das Söldernerwesen neben dem Ablasshandel & Wegzöllen die wichtigste Einnahmequelle, während man in den protestantischen Kantonen nach der Reformation wie Prof. Mörgeli auch erwähnt sich dann auf echtes wirtschaftliches Wachstum konzentrierte.
Die Geschichte der Schweiz ist eine der interessantesten und aussergewöhnlichsten überhaupt! Dass diese von unseren linken Lehrinstitutionen stiefmütterlich behandelt wird, hat seinen Grund darin, dass die Linke sich an deren identitätsstiftenden und Nationalstolz vermittelnden Wirkung stört. Stattdessen sollen sich die Schweizer für ihre Geschichte schämen, da ein mit wenig Selbstbewusstsein ausgestattetes Volk sich leichter in ihrem Sinne manipulieren lässt. Z. B. bzgl. der EU-Mitgliedschaft.
Der Dauphin und spätere König Ludwig XI wurde von seinem Vater gegen die Eidgenossen ins Feld geschickt, bezahlt von den Habsburgern, weil dieser das nach dem Ende des 100-jährigen Krieges arbeitslos gewordene und nun im eigenen Land herummarodierende Söldnerheer los werden wollte. Nach der Schlacht hat sich der Dauphin mit seinen Armagnaken zurückgezogen, weil er nach dem harten Kampf mit der eidgenössischen Vorhut die Hoffnung auf einen Sieg gegen deren herannahendes Hauptheer verloren hatte.
Dieses Bild mit der St.Jakobskirche hat in mir sehr schöne Erinnerungen geweckt: Dort bin ich konfirmiert worden, dort habe ich geheiratet und dort wurde mein ältester Sohn getauft.
Und natürlich sind mir die beiden Fresken an der Aussenwand über die Schlacht von St.Jakob in bester Erinnerung. In der Schule wurde uns auch die Bedeutung der Siechenhäuser neben der Kirche (nicht im Bild) erklärt. Eine schöne Zeit meiner Jugend, die ich nicht vergesse!
St. jakob an der Birs, DIE Schlacht 1444. 1300 Eidgenossen (Hermann Sevogel’s Spähtrupp VOR nachrückender Basis), verstärkt von 200 Basler aus der Farnsburg. Birsbrücke niedergebrannt. Wartend: Armagnaken, Profi-Söldner, inkl. Bogensch, & Artillerie , 40k Brutto, 20k Netto. stehend im Gundeldinger Feld. Zeitzeugen: Eine unglaubl. Wucht, die bis 8h dauerte. Gegnerische Opfer Schnittwert 4k (2-6k) = 1:2.6. Folge: 1. Sofortiger Abzug, 2. Gründung CH-Garde Vatikan. Quelle: u.A. P. Dürrenmatt.
Warum muss Roman Zeller während den Ausführungen von Prof. Mörgeli immer wieder in die Kamera blicken? Wäre es nicht respektvoller, sich ganz dem Gegenüber zu widmen?
Sonst macht es Roman Zeller nämlich ganz gut!!
Frdl. Grüsse A. Hänni
Zu meiner Zeit lernte man noch, dass der Dauphin (der spätere Ludwig XI.) von der Kampfkraft der Eidgenossen so beeindruckt war, dass schliesslich nach dem Krieg 1453 das erste französisch-eidgenössische Bündnis geschlossen wurde. Das führte nicht nur zu zehntausenden von Schweizer Söldnern in französischen Diensten, sondern über die Jahrhunderte hinweg über zu einer immer deutlicheren Anlehnung an Frankreich (insbesondere auch zur Abwehr der ständigen Anmassungen aus dem Deutschen Reich).
Beinahe alles richtig, was Sie schreiben - nur das mit der "Abwehr der ständigen Anmassungen aus dem Deutschen Reich" stimmt so nicht. Zu jenem Zeitpunkt verstand sich die Eidgenossenschaft nämlich selbst noch als Bestandteil des Heiligen Römischen Reiches. Ausser durch den 55 Jahre später (1499) stattgefundenen Schwabenkrieg gegen den Habsburger Kaiser Maximilian I., dessen diverse Schlachten die Eidgenossen allesamt gewannen, wurde die Eidgenossenschaft nie ernsthaft vom Reich bedroht.
Hier ist wenig Platz. Ich schrieb "über die Jahrhunderte hinweg": Die Eidgenossen wollten sich von Beginn an nur der Macht des Kaisers beugen und auch dieser immer weniger - umso weniger als diese immer öfter Habsburger waren und gegen Sie Krieg führten (z. B. zusammen mit den Zürchern, was ja Grund für die Schlacht von St. Jakob war!). Das war eine langjährige Entwicklung. Seit spätestens 1499 gehörten die Eidgenossen de facto gar nicht mehr zum Reich, 1648 wurde dies auch de iure anerkannt.
Was Bedrohung durch das Deutsche Reich bzw. dessen Mitglieder besonders Preussen und Österreich) angeht fand vor 1798 vor allem deshalb wenig konkrete Bedrohung statt, weil die Schweiz militärisch stark und im Bündnis mit Frankreich war. Anmassungen gab es aber zuhauf, zeitweise wollte man noch nicht einmal die Unabhängigkeit von 1648 anerkennen. Ganz reale Bedrohungen bis hin zum Einmarsch gab es definitiv zwischen 1798 und 1815, dann 1848, 1857, 1870-1871, 1914-1918 und 1939-1945.
also die behauptung dass schweizer ihre siege eher nicht hochjubeln ist cum grano salis zu nehmen. da kommt mir das bunker hill denkmal in boston in den sinn. auch das ist eine niederlage die hoch heilig gefeiert wird! also es kommt drauf an.
@ roman: scheint moergeli habe die r schweizer geschichte im welschland geschwaenzt. wie waers mit einem topo ueber den alten fritz? der existiert nicht einmal mehr und haette doch einen platz auf dem Raemel oberhalb Rodersdorf...oder die escalade?
Nun ja, die Vergangenheit verblasst auch mit der Zeit und wird durch neuere Ereignisse überlagert. Hätte die noch ganz junge fertige Eidgenossenschaft mit der heutigen Landesgrenzen (8 grosse Kantone stiessen erst 1803 und 1815 dazu) 1815 nicht die doch etwas aufoktroyierte Neutralität als Pufferstaat beim Wiener Kongress akzeptiert, so wären wir einfach aufgeteilt worden. Bei den Preussen u.a. gabs dazu schon fertige Pläne. Geschichte ist nun mal auch immer eine "was wäre wenn gewesen" Frage.
Was Sie bzgl. der "aufoktroyierten Neutralität" behaupten ist nachweislich falsch! In Wirklichkeit hat die Schweizer Delegation auf dem Kongress für die Anerkennung der Neutralität gekämpft, v. a. gegen Habsburg, das die Schweiz in ein Bündnis gegen Frankreich zwingen wollte. Nur dank der Unterstützung Englands und des Zaren Alexander I., der durch seinen ehemaligen Erzieher, den Lausanner Frédéric-César de Laharpe eine besondere Beziehung zur Schweiz hatte, gelang es die Neutralität zu sichern.
Es gibt Schätzungen, dass es vom 15. Jahrhundert bis zum Verbot des Söldnerwesens durch den BR 1859 bis zu zwei Millionen Eidgenossen im Dienste fremder Herrscher kämpften, so z.B. auch 1789 bei der franz. Rev. Insbesonders für die katholischen Kantone war das Söldernerwesen neben dem Ablasshandel & Wegzöllen die wichtigste Einnahmequelle, während man in den protestantischen Kantonen nach der Reformation wie Prof. Mörgeli auch erwähnt sich dann auf echtes wirtschaftliches Wachstum konzentrierte.
Christoph Mörgeli hat so eine angenehme Art, geschichtliches Wissen zu vermitteln. Er sollte sich ernsthaft überlegen, ob er nicht ein Buch über die Geschichte der Schweiz schreiben möchte.
Genau. Dann hätte man in den Schulen endlich mal ein vernünftiges Geschichtsbuch. 👍
Bessere, das heisst der Wirklichkeit entsprechende Formulierung: "Der Untergang der ruhmreichen Eidgenossen." Unterzugehen ist nämlich nicht rühmenswert.
Einmal mehr herzlichen Dank an Christoph Mörgeli und Roman Zeller für diesen interessant und detailliert geschilderten Exkurs in die kämpferische Vergangenheit unserer Heimat Schweiz
Louis XI war König von Frankreich, nicht Kaiser.
Die Kaiserwürde haben nur die Bonaparten Napoleon I und Napoleon III für sich beansprucht
Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Kultur des Landes wirklich verstehen. Für jene unter uns, welche Geschichtskenntnisse für obsolet bzw. unnötig halten, zeigt auch die Geschichte rund um den St. Jakob deutlich auf, dass das Geschichtsverständnis überaus wichtig ist. Bei Einbürgerungen in die Schweiz muss man auch aus obig genannten Gründen darauf beharren, das solches Wissen durchaus seinen Stellenwert hat. Ohne Vergangenheit gibt es keine Gegenwart, ohne Gegenwart auch keine Zukunft!
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Die Geschichte der Schweiz ist eine der interessantesten und aussergewöhnlichsten überhaupt! Dass diese von unseren linken Lehrinstitutionen stiefmütterlich behandelt wird, hat seinen Grund darin, dass die Linke sich an deren identitätsstiftenden und Nationalstolz vermittelnden Wirkung stört. Stattdessen sollen sich die Schweizer für ihre Geschichte schämen, da ein mit wenig Selbstbewusstsein ausgestattetes Volk sich leichter in ihrem Sinne manipulieren lässt. Z. B. bzgl. der EU-Mitgliedschaft.
Der Dauphin und spätere König Ludwig XI wurde von seinem Vater gegen die Eidgenossen ins Feld geschickt, bezahlt von den Habsburgern, weil dieser das nach dem Ende des 100-jährigen Krieges arbeitslos gewordene und nun im eigenen Land herummarodierende Söldnerheer los werden wollte. Nach der Schlacht hat sich der Dauphin mit seinen Armagnaken zurückgezogen, weil er nach dem harten Kampf mit der eidgenössischen Vorhut die Hoffnung auf einen Sieg gegen deren herannahendes Hauptheer verloren hatte.