Mehrere internationale Medien äussern Zweifel an der Durchschlagskraft des Koalitionsvertrags zwischen Union und SPD. CDU-Chef Friedrich Merz befinde sich in einer politischen Zwangslage, berichtet die Welt.

So bezeichnet die Neue Zürcher Zeitung den Vertrag als «Klein-Klein», geprägt von Detailversessenheit früherer Koalitionen. Der angekündigte grosse Wurf sei ausgeblieben. Zwar habe die CDU nicht so viele Positionen eingebüsst wie befürchtet, dennoch atme das Papier eher Verwaltung als Vision.

Die spanische Zeitung El País sieht in der Einigung einen Ausdruck verwässerter Kompromisse. In einer Zeit autoritärer Führer und geopolitischer Unsicherheit mangele es an mutigen Vorschlägen. Dennoch dürfe sich Deutschland nicht aus seiner europäischen Führungsrolle zurückziehen.

In Österreich kommentiert Die Presse: «Merz muss liefern. Ihm sitzt die AfD im Nacken.» Es handle sich womöglich um die letzte Chance der politischen Mitte, verlorenes Terrain zurückzugewinnen – insbesondere durch eine konsequente Migrationspolitik. Gleichzeitig werde Merz auf europäischer Ebene als Hoffnungsträger wahrgenommen, trotz fehlender Regierungserfahrung.

Auch Italiens La Repubblica erkennt in der Einigung eine wirtschaftspolitische Stossrichtung: 150 Milliarden Euro aus einem Sonderbudget sollen bis 2029 in Infrastrukturprojekte fliessen. Um die Verteidigungsausgaben zu stemmen, könnte Merz auch die Schuldenbremse umgehen.

Das Wall Street Journal warnt vor innenpolitischen Risiken. Der CDU-Vorsitzende müsse weitreichende Reformen stemmen, ohne das Vertrauen der Bevölkerung zu verspielen – ein Balanceakt, an dem bereits die Vorgängerregierung gescheitert sei.